Elefantiles Benehmen
1996-04
Elefantiles Benehmen
Dies ist die Geschichte von vier Blinden¸ in deren Dorf in Corua (Küstenstaaten) eines Tages ein Zirkus mit einem Elefanten kam. Niemand im Dorf hatte zuvor jemals einen Elefanten gesehen¸ auch unsere vier Blinden hatten keine Erfahrung mit solch einem Tier. Von ihrem Betreuer ließen sie sich zum Elefanten im Zirkus führen. Einer von ihnen berührte die Beine des Elefanten¸ ein anderer seinen Bauch¸ der dritte seine großen Ohren und der vierte den Rüssel des Elefanten.
Zu Hause fragte der Betreuer die Blinden: "Was denkt Ihr über den Elefanten?" Derjenige¸ der die Beine berührt hatte¸ sagte: "Er ist wie eine Säule." Der zweite meinte: "Er ist wie ein Faß." Der dritte antwortete: "Er ist wie ein großer Fächer." Und der vierte glaubte: "Er ist wie eine dicke Schlange."
Daraufhin begannen sie miteinander zu streiten¸ denn jeder von ihnen behauptete¸ er sei im Recht und die anderen im Irrtum. Bis sie der Betreuer stoppte und ihnen erklärte: "Warum jeder von Euch den Elefanten für etwas anderes hält¸ ist¸ weil seine Beine sind wie Säulen¸ sein Bauch ist wie ein großes Fa߸ wie ein Fächer so groß sind seine Ohren und die dicke Schlange ist sein beweglicher Rüssel! Ihr habt alle Recht¸ doch jeder von Euch hat nur ein Stück des Elefanten berührt!"
Menschen¸ die sich auf ihre unvollkommenen Sinnesorgane und auf ihren begrenzten Verstand verlassen¸ ergeht es genauso wie unseren vier Blinden. Sie erachten das Stückwerk ihres Wissens oder Verstehens bereits als das vollkommene Ganze und wähnen alle anderen im Irrtum. Unter verschiedenen Zeiten¸ in verschiedenen Zuständen (Konditionen) erhielten die Menschen Wissen¸ soviel sie jeweils aufnehmen konnten. All ihr Wissen ist immer Stückwerk. Um Streit zu vermeiden¸ sollten wir immer bedacht sein zu verstehen.
Streit ist Konflikt¸ doch in der Liebe unseres Seins gibt es keinen Konflikt. So ist jeglicher Streit ein Zeichen der Unwissenheit und der Angst.
(eine Geschichte zum Nachdenken aus dem Weisheitsschatz des Erzählers Karim von Arimathea¸ und wie er sie mir vertraute)
Ciao & auf bald...
Robert Eibl |