Schwein-Bauer-Koenig
1996-02
Ziel dieses Aufsatzes ist es keineswegs¸ unbedarfte Bürger zu dem hier beschriebenen Glücksspiel zu verleiten. Doch obliegt es dem Autor als Wissenschaftler¸ jene verruchten Praktiken für die Nachwelt zu dokumentieren¸ gleichsam mögen diese Zeilen jedem aufrechten Bürger als eine Mahnung dienen. Denn so mancher verlor bei diesem unseligen Spiele Haus¸ Hof und Frau. Man sagt¸ der berüchtigte Trinker und Glücksritter Dueffrin Adutwin habe dieses Spiel einmal nicht weniger als drei Tage und Nächte ohne Pause gespielt¸ drei kräftige Männer waren sodann vonnöten¸ ihn nach dem Tollhause zu tragen.
Schwein-Bauer-König wird vornehmlich im Gasthaus zum Güldnen Würfel in der Stadt Vinjalond gespielt¸ welches von Galsting Fagerdahl bewirtet wird. Folgendermassen verläuft dort ein Spiel.
Die Spieler setzen zunächst eine Goldmenge ein¸ die von Tisch zu Tisch variiert¸ jedoch stets mindestens das doppelte dessen beträgt¸ was mit den Gesetzen der Vernunft vereinbar wäre. Alsdann werfen alle Spieler einen Würfel¸ die Ergebnisse werden von einem unparteiischen Rechenkundigen notiert. Der Spieler¸ welcher das höchste Ergebnis erzielte (bei Gleichstand entscheidet der Würfel unter den Betroffenen) wird nun das Schwein geheißen. Dem Schwein obliegt es¸ den Einsatz für die nächste Runde festzulegen. Alle anderen Spieler müssen nun diesen Einsatz erbringen oder passen¸ dann verlieren sie aber den bisher getätigten Einsatz. Die Spieler führen nun den zweiten¸ Bauernwurf genannten Wurf aus. Das Ergebnis des zweiten Wurfes wird zum Ergebnis des ersten Wurfes hinzugezählt (freilich ist hierzu ein gerüttelt Maß an Rechenkunst vonnöten)¸ der Spieler mit der höchsten Summe wird der Bauer geheißen und darf den zusätzlichen Einsatz für die dritte¸ die Königsrunde festlegen. Wieder müssen alle Spieler diesen erbringen oder passen. Der Spieler mit der höchsten Summe aus erster¸ zweiter und nun auch dritter Runde ist der König und erhält den gesamten Einsatz.
Viele Spieler verzweifeln nun an der Entscheidung¸ ob sie passen sollen und damit den bisherigen Einsatz verlieren¸ oder noch weiteres Gold einsetzen sollen¸ auch wenn ein anderer Spieler bislang eine höhere Summe hat. Der Gewinner der Schweine- oder Bauernrunde muß den Einsatz zudem gleichsam hinreichend hoch (schließlich will er gewinnen) und hinreichend niedrig fordern¸ so daß nicht alle Spieler passen und er sich einen möglichen Höheren Gewinn entgehen läßt. Selbst die größten Rechenmeister hätten wohl ihre Schwierigkeiten¸ die verbleibenden Chancen zu schätzen¸ einen führenden Spieler mit einem oder zwei weiteren Würfen zu überholen.
Man sagt¸ der Spielteufel selbst ließe sich bisweilen mit Sterblichen zu diesem Spiele nieder. In keinem Falle sollte beim dritten Wurf die eigene Seele eingesetzt werden.