Die Skalden
1995-04
Zu Beginn dieses Jahrtausends - und damals schon seit mehreren Jahrhunderten - wurden die alten Sagen und historische Begebenheiten noch von Mund zu Mund¸ von Generation zu Generation weitergegeben. Fahrende Dichter und Sänger zogen durch den germanischen Urwald und gaben in den kleinen Dörfern der Semnonen¸ der Jüten¸ der Warnen¸ der Rugier und wie sie alle heißen¸ ihre alten Geschichten zum Besten.
Die Skalden waren geachtete Leute¸ denn sie brachten Kunde von fernen Ländern. Sie erzählten an kalten Winterabenden¸ im Langhaus¸ von den großen Heldentaten des Thor¸ von den Gemeinheiten des Feuergottes Loki¸ vom Hammer Mjølnirs und von Fenriswolf¸ von Midgardschlange und vom Göttervater Odin¸ mit seinen beiden Raben und dem achtläufigen Pferd Sleipnir.
Gegen Ende des zwölften Jahrhunderts setzte dann jedoch ein zusehends stärker werdender Verfall der Skaldendichtkunst ein. Da schrieb Snorri Sturluson (ein großer Skaldenlehrer) ein Lehrbuch um die alte Dichtkunst zu neuem Leben zu erwecken: Die Edda.
Dieses Werk¸ es erzählt nahezu sämtliche germanischen Göttersagen¸ war die prosaische Umsetzung der uralten Lieder-Edda. Snorri versah seine Prosa mit Kommentaren um den Skaldenschülern ein beispielhaftes Lehrwerk in die Hände zu geben. Snorri wurde¸ aus politischen Gründen¸ im Jahre 1241 Opfer eines Mordanschlages. Und trotz seiner Bemühungen¸ die Kunst der Skalden wiederaufleben zu lassen¸ war sie wenig später in Vergessenheit geraten und fand erst im Minnegesang des Hochmittelalters ihren Nachfolger.
Dies soll kein Aufruf dazu sein¸ die alte Skaldenkunst wiederaufleben zu lassen¸ zumindest glaube ich nicht¸ daß sich so etwas durchsetzen könnte. Aber wenn wir schon nicht mit Harfen oder Flöten durch die Lande ziehen um von alten Geschichten zu erzählen¸ so können wir wenigstens in Gedanken in die Fußtapfen der fahrenden Skalden treten.
Setzen wir uns also an den Schreibtisch¸ an den Computer oder hinter die Schreibmaschine und denken uns Geschichten aus. Geschichten über ferne Länder und große Heldentaten¸ über fremde¸ phantastische Welten und Mythen. Jeder¸ der von der Literatur großer Fantasy-Autoren begeistert ist¸ wird irgendwann einmal den Drang verspüren seine eigenen Ideen auf Papier zu bannen.
Viele werden schon mal eine Kurzgeschichte über Gendar¸ Thaliron¸ Anaghendda oder Tromr geschrieben haben. Aber wer liest unsere Werke? Wer interessiert sich für Geschichten aus unserer bescheidenen Feder? Nur wir selbst! Aber wir schweigen und begnügen uns damit¸ die - unbestritten guten - Stories eines Profi-Autoren zu verschlingen¸ der wahrscheinlich einmal kaum anders mit dem Schreiben begonnen hat wie auch wir.
Die Skalden sind in die Welt gezogen und waren überall willkommen¸ ihre Geschichten zu erzählen. Heute interessiert sich nicht mehr jeder für Fantasy und wir können auch nicht einfach durch die Lande ziehen um unsere Geschichten zu verbreiten¸ aber wir haben andere Möglichkeiten.
Schlüpfen wir also in die Rolle eines Skalden. Unser Ziel soll es sein so viele Geschichten¸ Lieder¸ Gedichte und Sagen zu sammeln wiie wir nur können. Last uns unsere Geschichten austauschen¸ laßt uns mit unsere Phantasie Handel treiben.
Ich stelle mir diesen Austausch von Geschichten als regelrechten Tauschhandel vor¸ vergleichbar mit den immer beliebteren Trading-Card-Games. Bekanntestes Beispiel zur Zeit¸ ist sicherlich Magic - the Gathering. Daß heißt im Klartext ich geb' Dir eine Geschichte von mir und Du gibst mir eine von Dir. Dazu müssen natürlich gewisse Voraussetzungen erfüllt sein.
- In erster Linie ist hier eine einheitliche Äußere Form zu wahren. Eine Geschichte kann auf zwei verschiedene Arten weitergegeben werden: Als erstes ist da der Originaltext des Autors. Dieser wird in limitierter Auflage (mind. jedoch 30 Stück) vervielfältigt und die Kopien unter die Leute gebracht.
Der Autor sollte seine Originale fälschungssicher kennzeichnen¸ also spezielles Papier verwenden¸ handschriftlich unterschreiben oder sogar mit einem Siegel Kennzeichnen. Das Copyright für diese Texte liegt beim Autor.
Einen Text darf man nur abschreiben wenn man im Besitz eines Originals ist. So eine Kopie muß allerdings gekennzeichnet werden¸ da sie einen viel geringeren Wert hat als ein Original.
Die zweite Art einen Text zu verbreiten besteht im Nacherzählen. Beim Nacherzählen kann man den Text nach belieben verändern und neu gestalten. Nacherzählen kann man jeden Text¸ auch wenn man weder Original noch eine Kopie besitzt. Der ursprüngliche Titel muß allerdings erhalten bleiben.
Eine Nacherzählung ist keine Originalgeschichte!!! Beim Verfassen einer Nacherzählung darf man den Originaltext nicht zur Hand nehmen¸ sonst gilt es als Abschreiben! Man kann seine Texte nach eigenen Gutdünken so Ausschmücken¸ wie man will.
Man kann Bilder hinzufügen¸ Landkarten zeichnen¸ man kann sogar in einer fremden Schrift schreiben (z.B. Runen) oder in einer eigenen Sprache!!! In diesem letzten Fall sollte man aber für Übersetzungsmöglichkeiten sorgen.
Egal was man alles hinzufügt¸ das Material sollte in einem normalen DinA5-Postumschlag Platz finden. Auf dem Umschlag müssen Titel und Autor der Geschichte und Angaben über die Art des Dokuments (Original¸ Abschrift¸ Nacherzählung) vermerkt sein.
- Die Geschichten müssen selbst erdacht sein. Man darf also keine Bücher nacherzählen! (gilt nicht für Skaldentexte). Allerdings kann man sich Anregungen aus der Literatur holen. So ist es ohne weiteres möglich¸ z.B. eine Kurzgeschichte über eine Nebenfigur aus dem Herrn der Ringe zu schreiben.
Mögliche Textarten sind folgende: Das Gedicht; die Kurzgeschichte; das Lied; die Prosa-Erzählung. Im Wert steht hier prinzipiell das Lied am höchsten (sofern auf eine erkennbare Notenschrift vorhanden ist!). Allerdings kann man eine gute Kurzgeschichte natürlich weit höher einschätzen als ein schlechtes Lied. Man sollte aber auch nicht den Seltenheitswert von Liedern außer acht lassen. Hier ist beim Austausch der Texte Verhandlungsgeschick gefragt.
- Ziel des Spiels ist es ein möglichst großes und gutes Repertoire zusammen zu bekommen¸ welches wohl zum Großteil aus eigenen Stücken bestehen wird¸ aber auch möglichst viele fremde Texte enthalten soll. Unter Umständen können in Zukunft Skaldentreffen veranstaltet werden auf denen man Texte austauschen¸ und auf denen man seine Kunst vortragen kann.
Verstoß gegen die Regeln der Gemeinschaft der Skalden wird übrigens mit Strafen bis zum Ausschluß geahndet!!!
Um als Mitglied in die Gemeinschaft der Skalden aufgenommen zu werden sende mir einfach Deine Adresse und ein paar persönliche Informationen (Alter¸ Interesse an Fantasy¸ Pseudonym etc.). Ein Mitglied der Gemeinschaft der Skalden verpflichtet sich bei seiner Ehre die Regeln der Gemeinschaft einzuhalten und seinerseits auf die Einhaltung derselben zu achten. Außerdem bitte ich die Mitglieder¸ mir von jeder ihrer neuen Geschichten Titel und ein paar Stichpunkte über den Inhalt zukommen zu lassen.
Athiranous von Nirhnfels
Erster Skalde