Dredd vs Death (PC)
2003-01
Man nehme eine altbewährte Grafik-Engine a la HalfLife (hat schon einige Jahre auf dem Buckel)¸ einen Comic/Kinofilm in dem viel Geballert wie z.B. Judge Dredd wird und ein fähiges Entwicklerteam - und fertig ist ein neuer Spieltitel. Erst an den vielen Details in diesem Spiel - und natürlich anhand der Credits - wird einem bewußt¸ wieviel Arbeit in so einem Spielchen steckt. Beeindruckend¸ keine Frage.
Einmal davon abgesehen¸ daß es sich hierbei um den hundersten Ego-Shooter mit immer dem gleichen Grundprinzip handelt¸ ist es gerade die gelungene Atmosphäre¸ die aus dem Spielprinzip doch noch etwas rausholt.
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Jeder Judge besitzt neben Head-Up-Display und Schutzschirm eine multifunktionale Pistole¸ den Lawgiver. Dieser kann seine Universalmunition auf 6 verschiedene Arten abfeuern: Standard¸ Panzerbrechend¸ Querschläger¸ Brandmunition¸ Hochexplosiv¸ Hitzesucher. Je heftiger der Effekt (z.B. Hochexplosiv) desto höher der Munitions-Verbrauch. Netter Einfall. Im Spiel finden sich noch eine Reihe weiterer Waffen¸ die man als Zweitwaffe mitführen kann. Eine "Drittwaffe" gibt es in diesem Spiel nicht - es sei denn man meint seinen Körpereinsatz¸ den man jederzeit mit der rechten Maustaste auslösen kann.
Am meisten hat mich Mega-City One¸ seine Lokalitäten und seine Einwohner begeistert¸ denn hier wurden richtig viele Details eingebaut¸ denen man ruhig etwas Zeit widmen sollte (Werbetafeln¸ Passanten und ihre Sprüche¸ ...). Ich denke mal¸ daß hier das Judge Dredd-Flair richtig gut rüber gebracht wurde und Fans sich das Spiel schon alleine deshalb antun werden. Die Auswahl an unterschiedlichen Passanten ist leider nicht extrem¸ so daß man hier recht schnell mit Wiederholungen konfrontiert wird. Auch die markigen Sprüche von Judge Dredd wiederholen sich irgendwann - obwohl die Auswahl schon groß ist.
Wenn Judge einen Verbrecher stellt¸ muß er ihn zuerst auffordern seine Waffe fallen zu lassen und sich zu ergeben - schließlich ist ein Judge das Gesetzt und nicht irgendein dahergelaufener Kopfgeldjäger. In der Regel kommt man allein mit Worten aber nicht weit und so helfen ein bis zwei Beintreffer¸ um beim einfachen Volk (Kleinganoven) für Kooperationsfreude zu sorgen. Fanatischen Sektenanhänger oder gar Untote sind allerdings ganz ein anderes Kaliber und hier wird man in der Regel mit Drohgebärden auf Granit beißen...
Bei jeder Verhaftung wird direkt ein Urteil gefällt - und man sollte es sich nicht entgehen lassen¸; die Verhaftungstexte genau durchzulesen. Da ist so mancher Lacher drin garantiert.
Überhaupt bekommt man in den ersten Missionen des Solospiels öfter mal das Gefühl¸ daß man als Ein-Personen-Gericht ganz schön willkürliche und überhöhte Haftstrafen verteilen darf... Einspruch ausgeschlossen. Die Moral von JD ist transportiert.
Ach ja. Wenn man zu viele Passanten abknallt¸ oder Verbrecher ohne Aufforderung umlegt¸ sinkt die Gesetzes-Statusanzeige. Als guter Judge Dredd muß man versuchen permanent mit 100% rumzulaufen¸ was neben Verhaftungen bei Missionsende die meisten Punkte bedeutet. Benimmt man sich wie ein Gesetzloser¸ wird man irgendwann von anderen Judges gerichtet.
Der Rote Faden bei Judge Dredd - Dredd vs Death ist der Ausbruch der toten Judges (eine Art Apokalytischer Reiter) und eine Untoten-Epedemie in Mega-City. Dazu kommen normale Verbrechensbekämpfung¸ ein Totenkult und diverse Spezialeinsätze in den verschiedenen Ecken von Mega-City One. Nach und nach muß mal alle Geister Judges wieder einfangen. Je nach gewählter Spielstufe kann einen das Spiel mehr oder weniger lang bei Laune halten. Auf einfachster Stufe hat man zumindest die Solomissionen innerhalb von einer Woche durch. Durch besonders gute Leistungen kann man Extra-Missionen "freispielen" - und auch Charaktere (d.h. im Prinzip alle Skins aus dem Spiel)¸ die man dann im Mulitplayer-Modus (Arena¸ Team- und andere Modi) einsetzen kann¸ um gegen andere Spieler anzutreten.
Technisches
Wie gut die Grafik aussieht¸ hängt wesentlich von den gewählten Einstellungen ab¸ die man recht weit runter skalieren kann (Minimum P3-700 MHz). Aber auf der höchsten Einstellung (z.B. mit P4-2 GHz) zeigt es sich¸ daß es inzwischen durchaus bessere Grafik-Engines auf dem Markt gibt. Aber dennoch: alle Achtung¸ wie die Grafik genutzt wurde und welche Atmosphäre aufgebaut wurde. Weitere Komplimente kann man für Programmstabilität und Schnelle Ladezeiten geben.
Die Monster-KI ist nicht übermäßig intelligent - aber es reicht um den Spieler zum Schwitzen zu bringen. Leider ist das Pathing (quasi "Pfade" an denen die Monster entlang laufen oder "unsichtbare" Grenzen) an einigen Stellen sehr auffällig und simpel¸ so daß man sein Fadenkreuz fixieren kann und z.B. Zombiekopf um Zombiekopf mit einer Ladung Schrot wegblasen kann¸ ohne jedes mal neu zielen zu müssen.
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Judge Dredd - Dredd vs Death empfiehlt sich für genau zwei Zielgruppen: extreme Judge Dredd-Fans oder Leute die nach gut gemachten Ego-Shooter Solomissionen suchen. Die hier enthaltenen Missionen können sicherlich eine zeitlang fesseln (stimmungsvolle¸ detailreiche und professionelle Ausarbeitung) und die unkomplizierten Speichermöglichkeiten und Sprungmarken sorgen dafür¸ daß ein Todesfall nicht zum "Frustfall" wird und das Spiel trotz aller Überraschungsgegner (Vampire können gemein sein) angenehm spielbar bleibt.
Den Multiplayer-Modus kann man als Bonbon betrachten¸ wenn man sich das Spiel aus oben genannten Gründen ohnehin zulegen möchte.
Als nicht Judge Dredd-Fan sollte man sich den Kauf ggf. überlegen. Es gibt auf dem Markt einfach zu viele vergleichbare Titel (in Hinblick auf die verwendete Technologie) mit anderen Themen. Und das zu einem ähnlichen Preis und manchmal auch Schnäppchenpreis.
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