Dork Tower: Im Herzen der Dummheit
2003-01
Eigentlich wollte ich meinen Rezensionestapel ja chronologisch abbauen¸ aber was ist schon Zeit? Wenn man mal wieder einen ganzen Tag vor dem Monitor gesessen hat¸ ist ein Grundregelwerk nicht wirklich die entspannenste Lektüre¸ also habe ich mir etwas leichtere Kost gegriffen¸ die mich schon den ganzen Tag reizte...
Feder&Schwert versucht sich mit Im Herzen der Dummheit nicht zum ersten mal als Comic-Verlag. Nach Livin' La Vida Dorka und Welt der Dummheit handelt es sich schon um den dritten eingedeutschten Dork Tower-Sammelband.
Geistiger Vater dieser gezeichneten Figuren - die ganz und gar so sind wie Du und ich (zumindest wenn Du auch in die Schublade "Dork" gehörst) - ist John Kovalics.
Anders als der auch für normale Menschen geeignete erste Band Livin' La Vida Dorka der sich hauptsächlich auf den Pfaden des "alltäglichen Wahnsinns" bewegte¸ befaßt sich Im Herzen der Dummheit fast ausschließlich mit Problemen¸ die scheinbar vor allem Rollenspielern ernsthaft Probleme bereiten: Beziehungen am Spieltisch.
Wer die Dork Tower-Comicstrips gelegentlich verfolgt¸ sieht dort vor allen Dingen die männlichen Akteure wie den um die letzten Haare ringenden Matt¸ den Fanatiker Igor¸ den weisen Ken und den haarigen Carson. Auch die anderen Figuren sind in der Regel männlich... keine Frauen - außer vielleicht Lara Croft...
Daher ist dieser Band auch förmlich eine Offenbarung - einmal ganz abgesehen davon¸ daß man sich vor Lachen wegwirft - denn während Matt mit sinkender Hoffnung und wachsendem Entzug auf eine vorgezogene Midlifecrisis zusteuert¸ zieht plötzlich Kayleigh¸ seine Ex¸ in die Stadt zurück und meldet sich bei ihm.
Ansich kein Problem? Kayleigh ist definitiv kein Dork und haßt so ziemlich jedes von Matts Hobbies - und seine Freunde!
Es geht durch Mark und Bein¸ wenn man das erste Rendevouz mitverfolgen darf¸ das Schmieden zarter Bande auf dem Mittelaltermarkt und die ersten Gehversuche Kayleigh als Rollenspielerin.
Und als ob Matt nicht schon genug Leiden würde¸ schickt ihm Armor auch noch einen zweiten Pfeil: die süße Grufti-Lady Gilly schließt sich ebenfalls dem Trupp an und sorgt für das notwendige Fünkchen im Pulverfaß.
Clanbuch Schnuckel & Schafe an der Schwelle
Die letzten 30 Seiten sind eine Art Hommage an brennende Kräuter und/oder zuviel Dosenbier. Während man ganze 8 Seiten darauf verwendet hat¸ alle freundlichen Vampire-Spieler mit dem Clanbuch Schnuckel durch den Kakao zu ziehen¸ greift Penumbra: Schafe an der Schwelle eine von Igors Ideen aus dem Comic auf.
Das "Abenteuer" hat ungefähr den Charme des Scheißadventure¸ wenn es auch mit 10 Seiten nicht ganz so lang ist. Ich denke das Abenteuer wird meiner Freundin gefallen - es hat was mit Schafen zu tun *evilgrin*.
Technisches
Das Feder&Schwert etwas ausgedruckt bekommen und ein ordentliches Softcover herstellen können¸ braucht nicht erwähnt zu werden. Anmerken möchte ich hingegen¸ daß die Übersetzung ein Lob verdient hat. Man haat sich für die ein oder andere Anpassung die Zeit genommen¸ um den deutschen Rollenspieler damit besser zu bedienen. Einige "typisch amerikanische" Gags¸ die hierzulande wohl kaum einer verstanden hätte¸ wurden kurzerhand zu deutschen Gags. Insgesamt ist das sehr gut gelungen.
Fazit:
Ich habe den Band quasi in mich aufgesogen - und was eigentlich nur "'ne Viertelstunde noch" mit anschließendem Ruhelager werden sollte¸ hat mir nun fast die Nacht geraubt. Aber nicht¸ daß ich davon eine Minute bereut hätte. Die Geschichte rund um Matt¸ Kayleigh und Gilly ist zu witzig¸ um vor der letzten Seite damit aufzuhören!
Ich möchte mich an dieser Stelle mal bei John Kovalics für seine kleinen Dork Tower Comicstrips bedanken¸ die man im Web oder auch so schön kompakt wie in diesem Band¸ immer wieder gerne als "Gute Laune-Medikament" hervorkramt.
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