Cthulhu: The Necronomicon
2003-01
Das ist im wahrsten Sinn mal ein wahnsinniger Wälzer. Mit 550 Seiten wahnsinnig umfangreich und vollgestopft mit mysteriösen Kurzgeschichten und Aufsätzen¸ die dem Leser die Faszination des Mythos und eines unheilvollen Buches näher bringen. Die internationale Faszination am Necronomicon ist erstaunlich¸ weil der Kult einem Buch gilt¸ daß nicht einmal existiert noch je existierte: das Necronomicon wurde in den phantasievollen Gehirnwindungen von H.P. Lovecraft geboren.
Nun hat dieser magische Band¸ der die Barrieren aus Zeit und Raum zu den unaussprechlichen Beherrschern der Erde zu öffnen vermag¸ mit den Jahren ein Eigenleben erlnagt und zahlreiche andere Künstler angeregt. Eine Auwahl davon wurde durch den Editor Robert M. Price in diesem Band versammelt.
Der Band ist in drei Themenbereiche aufgeteilt. Die Obscure Tales - obskuren Geschichten¸ machen den Auftakt und konfrontieren den Leser mehr oder weniger direkt mit dem Necronomicon oder seinen Abschriften. Die Sortierung der neun sehr abwechslungsreichen Geschichten scheint mir der Qualität nach vorgenommen. Je mehr ich mich Richtung Mitte des Bandes las¸ desto interessanter wurden die Geschichten. Durch die Augen von Journalisten¸ Studenten¸ Buchhändlern¸ Touristen usw. kommt man in den Kontakt mit Teilen oder Abschriften des Necronomicon¸ Mythos-Kreaturen und Dingen die ebenso unglaublich sind¸ wie das Necronomicon oder Aspekte seiner abartigen Natur widerspiegeln.
Besonders gut gefallen haben mit die etws längeren Geschichten Settler's Wall und The Adder. Bei Settler's Wall geht es um eine Mauer¸ die mitten auf dem Lande steht und die nicht offenbaren will¸ was hinter ihr liegt. Eigentlich hat diese Geschichte nicht direkt etwas mit dem Necronomicon zu tun¸ aber einmal abgesehen¸ daß diese Mauer allein für sich ein schönes Cthulhu-Szenario ergibt¸ war die stetig wachsende Abnormität einer eigentlich trivialen Sache¸ auf mich sehr faszinierend.
The Adder handelt unmittelbar von einer Abschrift des Necronomicon¸ und beschreibt eine ganz andere Macht dieses unheilvollen Werkes. Eine Macht die noch viel erschreckender erscheint¸ als die Beschwörung einer dämonischen Kreatur... Herrlich!
Jede Geschichte wird übrigens von einem Vorwort des Editors eingeleitet¸ die die Geschichte und den Autor zeitlich und inhaltlich ins richtige Licht stellt. Anfangs habe ich den Texten kaum Beachtung gezollt. Aber nachdem man sich an diese Art Vorbesprechung einmal gewöhnt hat¸ möchte man nicht mehr darauf verzichten¸ Man sollte den Text spätestens am Ende einer Geschichte lesen - meist bekomt man Lust die Geschichte noch einmal unter den neuen Aspekten zu betrachten.
Die anderen beiden Teile des Bandes sind mit Versions of the Necronomicon und Commentary betitelt und umfasen zehn Abschnitte mit Erzählungen¸ Aufsätzen bzw. Übersetzungsversuchen. Diese ca. 370 Seiten sind anspruchsvoller als die Kurzgeschichten. Allen voran die Dee Translation des Necronomicon ist ziemlich trocken und anstrengend zu lesen. Aber ich denke¸ das ist auch eine Sache der Einstellung¸ was ein Leser von diesem Sammelband erwartet.
Ebenfalls interessant sind die pseudo-wissenschaftlichen Artikel über Abdul Alhazrad¸ der einst das Necronomicon geschrieben haben soll. Eine Biographie und eine Zeitlinie des Necronomicon von Lovecraft runden das Bild des verrückten Arabers ab.
Den Abschluß macht der gut ausgearbeitete Artikel A Critical Commentary on the Necronomicon von Robert M. Price.
Technisches
Ein sehr gut lektorierter Text¸ der stellenweise - meist am Kapitelende - von einer Illustration aufgelockert wird. Der Stil des Textes variiert durch die große Zahl Autoren sehr stark. Die Qualität ist (bis auf wenige Ausnahmen) sehr gut.
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Jeder der sich an verbotenen okkulten Dingen¸ monströsen Kreaturen¸ fernen Ländern und vergangenen Zeitaltern und allem voran der Idee des Necronomicon begeistern kann¸ findet in diesem Band eine Textesammlung¸ die jeden Cent und jede investierte Minute wert ist.
Dogio the Witch |