Post Mortem (PC)
2003-01
Bei Spielbeginn werden Sie von der blaßen Schönheit Sofia Blake mit der Ermittlung beauftragt. Es stellt sich bald heraus¸ daß hinter diesem Fall mehr steckt als nur ein Raubüberfall. Weitere Morde ziehen sich bald wie ein roter Faden durch Paris - u nd es liegt an Ihnen¸ sich durch das Netz aus alten Geheimnissen¸ Rätseln und Lügen zu wühlen.
Post Mortem erinnert an frühere Adventure in der Machart von Myst oder Atlantis¸ d.h. man kann sich innerhalb der vorgerenderten Umgebung frei umschauen und um die eigene Achse drehen (Ego-Perspektive). Die Maus nimmt in den verschiedenen Bereichen der Umgebung die Form von Aktionssymbolen an¸ z.B. ein Paar Schuhe für eine Bewegung in diese Richtung. Durch Mausklicks lassen sich alle notwendigen Aktionen ausführen¸ wie Heranzoomen¸ Gegenstände untersuchen¸ Personen ansprechen oder Gegenstände mit der Umgebung kombinieren.
Auch wenn sich das Spiel von der spielerischen Seite her auf das Umherspringen zwischen den Schauplätzen¸ Absuchen der Umgebung und lösen von Kombinationsrätseln reduzieren läßt¸ baut sich dank des morbide gothischen Charmes dieses Kriminaladventures eine intensive Atmosphäre und Faszination für dessen Geheimnisse auf. Der Charme des Spiels wird Liebhaber des Film Noirs bzw. des Fine Horror-Genre¸ wie man ihn z.B. auch von Cthulhu her kennt¸ schnell in seinen Bann ziehen.
Wenn man alleine durch eine düstere Irrenanstalt rennt und vor der Gefahr bangt¸ hinter einer dieser Türen für immer verschwinden zu können oder bei der Durchsuchung von Kellergewölben¸ die nur durch eine schwache Taschenlampe erleuchtet werden¸ kann sich einem schon mal das Nackenhaar sträuben. Auch die schemenhaften Visionen der Gewaltszenen¸ liefern ein "gutes" Feeling¸ sofern man bei Morden solcher Art von guten Gefühlen sprechen sollte.
Auf die Seite der Vorzüge dieses Spiels möchte ich folgende Punkte setzen: hervorragende Grafik¸ hervorragende Synchronstimmen - alle Diskussionen im Spiel werden gesprochen¸ ordentliche Lippensynchronisation¸ akzeptable Mimik¸ herrlich düstere Stimmung¸ schöne Rätsel¸ gute Video-Zwischensequenzen¸ umfangreiches Dialog-System¸ attrative virtuelle Schauspielerinnen :-)¸ eine faszinierende Handlung mit faszinierenden Schauplätzen.
Obwohl ich selbst folgende Punkte nicht unbedingt als Nachteile betrachte¸ sein genannt: die eingeschränkte Bewegungsfreiheit¸ eine stellenweise seltsame Gestik der Personen und das ständige Absuchen der ganzen Umgebung nach kllickbaren Stellen¸ größtenteils leblose und zu glatte Umgebung.
Ein besonderes Lob haben meiner Ansicht nach¸ die Gestalter der Charaktere verdient. Zwar hat die Grafik-Engine ihre Grenzen¸ aber hat stets das Gefühl¸ daß hinter jedem Charakter in diesem Spiel ein "Leben" steht und darf sich während des Spiels an den Geheimnissen und Lastern dieser virtuellen Perönlichkeiten ergötzen. Vom optischen her¸ muß ich positiv hervorheben¸ daß man viel getan hat¸ um die Figuren so lebendig wie möglich zu gestalten. Unreine Haut¸ übermüdete Augen¸ detaillierte Kleidungstexturen und vor allem passende Synchronstimmen.
Bleibt der Vollständigkeit zu erwähnen¸ daß das Spiel schnelle Ladezeiten hat und auch das Laden und Speichern von Spielständen nur Sekunden benötigt.
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Post Mortem ist ein erstklassiges Spiel. In meinen Augen ein Knaller¸ dessen Faszination nur ein wenig durch das mausbasierte Klick-Spielprinzip eingeschränkt wird. Ich wage zu hoffen¸ daß es in diesem Stil irgendwann ein Computer-Rollenspiel a la Morrowind & Co geben wird.
Wer sich gerne vom Fine Horror und einer morbiden Handlung (ohne Gewaltexzesse) faszinieren läßt¸ bekommt hier Futter. Wer die komplette Geschichte lösen will¸ muß schon einiges an Zeit und Gehirnwindungen opfern.
Dogio the Witch |