Sklave von Atlantis
2002-01
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Den unfreiwillig Weltenreisenden Michael verschlägt es in eine Baronie weit abseits der Hauptstadt. Dort wird er ohne Verstand im Wald aufgefunden und wegen seiner hellen Hautfarbe wie ein verwahrlostes Tier behandelt.
Der Sklavenjunge Thoras wird mit seiner Pflege beauftragt¸ was die beiden Hauptcharaktere zusammenführt und verbindet.
Durch ein mißglücktes magisches Experiment erhält Michael nicht nur sein altes Bewusstsein wieder¸ er bekommt zudem die Erfahrungen der zwei am Experiment beteiligen Magier eingepflanzt.
Während Thoras sich mit seinen heimlichen Kampfsportübungen beschäftigt¸ um sich eines Tages über den Titel eines Sun-Meisters freizukämpfen¸ vertieft sich Michael in die Künste der atlantischen Magie.
Durch den Umstand ihrer gemeinsamen Sklavenschaft und die stetig komplizierter werdenden äußeren Einflüsse¸ entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe¸ ja bedingungslose Freundschaft.
Der Autor fährt im Fahrwasser von Romanen wie (weit hergeholt) Alice im Wunderland oder (passender) Terry Brooks mit seinem Königreich zu verkaufen.
Der Leser wird in eine doch faszinierende fremde Welt entführt und lernt dank des besonderen Umfelds der Hauptfiguren sowohl den atlantischen Adel wie auch die niedrigsten sozialen Schichten kennen. Der gelungene Schreibstil des Autors ermöglicht dem Leser in das Imperium von Atlantis einzutauchen...
Leider verliert sich der Autor von Zeit zu Zeit in seine Faszination für die atlantischen Maßeinheiten und die - für eine Fantasiewelt viel zu fortschrittlichen - atlantischen Technologien - die er unermüdlich immer wieder in den Vordergrund drängt.
Leider unterbricht auch noch eine andere Faszination des Autors immer wieder das Lesevergnügen - zumindest war es in meinem Fall so.
Ein Roman¸ in dem ein Erwachsener zu einem Kind eine Freundschaft aufbaut¸ zu deren Alltag das fast unbekleidet herumlaufen¸ Ganzkörpermassieren¸ Oberschenkel massieren¸ Bauchstreicheln und gelegentliche Füßeküssen beim Knaben¸ sowie mehr oder weniger "zärtliche" Balgereien gehören¸ bereitet mir Kopfzerbrechen.
In einer Zeit in der alltäglich Pastoren¸ Lehrer und andere Vertrauenspersonen die Schlagzeilen füllen¸ weil wieder einmal Kindern Übles angetan wurde¸ kann ich solch ein Buch nur schwer richtig einordnen. Ich habe versucht mir die Faszination des Traumreisenden Michael am atlantischen Knaben¸ mit der Faszination zu erklären¸ mit der man antike griechische oder römische Athleten-Statuen betrachtet. Aber das ungute Gefühl blieb¸ lies sich nicht wegreden¸ und so beendete ich das Lesen nach zwei Dritteln.
Ich bin neugierig wie sich der Sklave Thoras und der träummende Magier Michael aus der Sklaverei befreien können. Auch interessiert es mich¸ ob sie den Weg in die Stadt Atlantis finden¸ ob Thoras zu viel mehr berufen ist¸ als nur zum Sun-Meister und ob Michael seine Künste jemals in der atlantischen Öffentlichkeit zeigt. Letztendlich bleibt auch die Frage offen¸ ob nicht alles nur ein Traum ist¸ aus dem Michael irgendwann erwacht.
Ich werde jedoch nicht weiterlesen. Vielleicht erzählt mir jemand vom weiteren Verlauf des Bandes. Vielleicht kann ich eines Tages mit dem Autoren ein paar Worte wechseln und seine - vielleicht ganz unschuldige - Sicht dieser seltsamen Beziehung zwischen Mann und Knaben begreifen.
Dogio the Witch |
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