HackMaster Players Handbook
2001-01
Das englische Rollenspiel HackMaster basiert auf dem international beliebtesten Rollenspiel: Advanced Dungeons & Dragons¸ das seit 1978 von TSR publiziert wurde. HackMaster ist aber keine 1:1 Kopie¸ sondern besitzt durchaus eine Menge Eigenheiten¸ die das Original an den Comic Knights of the Diner Table-Comic anpassen¸ im dem der "Fan-Kult" HackMaster begründet wurde. Der Comic KODT ist in sich eine Persiflage des Hobbies Rollenspiel. Wer den Comic nicht kennt¸ dem sei gesagt¸ daß HackMaster eine Parodie auf AD&D ist. Allerdings keine Parodie auf die Regeln (HackMaster ist ordentlich spielbar)¸ sondern eine Parodie auf den teils absurden Fan-Kult der um (Advanced) Dungeons & Dragons¸ bzw. seine Autoren gemacht wurde und noch wird. Ein Parodie auf alle Regelfanatiker¸ Powergamer¸ Munchkins¸ Autoren-Verehrer und Frauen-Argwöhnisch-Betrachter. Mit einem Wort¸ HackMaster ist "Kult". HackMaster ist ebenso universell wie das original¸ d.h. HackMaster eignet sich im Prinzip für beliebige Fantasy-Spielwelten. Dieser Eindruck wird auch von den bereits erschienenen Quellenbänden und Abenteuern gestärkt. Ob das in den Comics vorkommende SciFi-Setting SpaceHack irgendwann mal nachgeschoben wird¸ ist eher ungewiss. |
Aber HackMaster hat ja auch eine laaaange Produkt-Geschichte - immerhin handelt es sich ja schon um die 4. Edition... Moment! Wer sich jetzt am Kopf krault und fragt¸ wo HackMaster denn die letzten drei Editionen gewesen ist¸ beweist damit nicht unbedingt seine Unkenntnis von der RPG-Szene¸ sondern ist der Sache auf der richtigen Spur.
HackMaster ist das Rollenspiel¸ welches seit 1990 in den Rollenspieler-Comics Knight of the Diner Table (KotDT) zum Einsatz kommt und dort die Grundlage für die skurilsten Rollenspielerlebnisse darstellt. Die Knights sind eine fünfköpfige Rollenspielrunde¸ die aktuell aus einer Frau und vier Männern besteht. Während Sara - neben dem Spielleiter B.A. die einzige Fürsprecherin des Charakter-Rollenspiels ist¸ verteidigen Brian¸ Bob und Dave eisern die Strategie des Hack & Slay: "Erst Zuschlagen¸ dann Fragen!".
Allen Knights haben aber eines gemeinsam: ihre Liebe zum Rollenspiel HackMaster¸ das sie verehren wie ein Christ die Bibel - und den Erfinder Gary Jackson gleich als Messias dazu.
HackMaster war aber eigentlich vom Erfinder der Knights nie als eigenständiges Rollenspiel gedacht¸ sondern immer nur ein copyrightfreier Namensersatz für Advanced Dungeons & Dragon. Auch Gary Jackson ist eine gelungene Namensparodie auf einen der D&D-Erfinder Garyy Gygax.
Genau aus diesem Grund mußten alle Anfragen aus den Reihen der KotDT-Fans nach einer Veröffentlichung eines HackMaster-Rollenspiels über viele Jahre zurückgewiesen werden. Sicherlich ein bedauernswerter Zustand für Kenzer & Co¸ bei dem der Comic samt Erfinder 1999 ein professionelles Umfeld fand. Erst mit dem Verkauf von TSR an Wizards of the Coast und der Ankündigung einer völlig neuen dritten D&D-Version¸ eröffnete sich überhaupt eine Möglichkeit für ein "original" HackMaster.
Selbst Kenzer&Co zeigten sich verblüfft als Wizards of the Coast einem solchen Deal zustimmte - und ein alter Traum stand so kurz vor der Realisierung: HackMaster - Das Rollenspiel¸ auf Basis der original AD&D-Grundregeln!
Player's Handbook
HackMaster ist ein Rollenspiel der "guten alten Schule"¸ als Regeln noch dazu da waren wortgetreu befolgt zu werden (das Wort "MUST" ist bei der Charaktererschaffung keine Seltenheit...)¸ das Wort der Autoren noch heilig war und Frauen beim Rollenspiel so selten waren wie Fahnen auf dem Mond. Und HackMaster macht aus seinen Hack&Slay-Neigungen keinen Hehl - man sehe sich das Cover nur einmal genauer an.
Nach einer fünfseitigen Einweisung in das Selbstverständnis von HackMaster¸ beginnt der Band mit der Charaktererschaffung¸ den Rassen¸ den Klassen usw.
Neben einem Haufen Text und Tabellen wird der Seitenaufbau immer wieder durch witzige Zeichnungen illustriert¸ die teilweise im Stil des KotDT Illustrated-Comics gehalten sind. "Typisch HackMaster!" wäre z.B. die Illustration der möglichen Spielerrassen anhand einer Kneipenschlägerei.
Als Rassen und Klassen gibt es die typischen Fantasy-Optionen wie Menschen¸ Zwerge¸ Elfen und Kämpfer¸ Magier¸ Kleriker¸ Diebe usw. Richtig Hack&Slay-freundlich sind dagegen die HackMaster-Kreationen wie Grel (eine Art streitsüchtige Elfen-Berserker)¸ Gnomen-Titanen (Kampf-Gnomen) und ähnliches.
Bei den Klassen sind dagegen die speziellen HackMaster-Klassen HackFighter¸ HackMage¸ HackCleric und HackSassin erwähnenswert - wobei der Einsatz dieser Extremformen dem Veto des Spielleiters untersteht - wer sich die Beschreibungen durchließt¸ versteht es.
Auch die Spruchlisten zeigen allerlei arkane Sonderlichkeiten¸ die reichlich Lesefreude bringen (typisches Beispiel sind die 14 Feuerballarten die einer der Knights (aka Teflon Billy) in der Comic-Reihe kultiviert hat...). Auch hier findet man immer wieder gute Zeichnungen (leider noch viiiiel zu wenig)¸ die die Spruchwirkungen illustrieren.
Sehr praktisch sind auch die Spell Planner-Seiten (inkl. Spruchdaten)¸ die sich kopieren und dann als sehr gute Spielhilfe einsetzen lassen.
Das Player's enthält nur ein Basis-Kampfsystem¸ das durchaus das Spiel ermöglicht. Aber HackMaster wird kampftechnisch erst mit dem GM Guide richtig komplett sein.
Den Anhang füllen allerlei Tabellen¸ Charakterblätter¸ ein komplettes Fertigkeiten-System samt einem Vor- und Nachteile-System¸ aber (natürlich) auch Kuriositäten wie die "Kleine Würfelkunde"¸ wo dem HackMaster-Spieler die wahren Künste des richtigen Würfelns vermittelt werden (Ein Knaller!!!). Auch die "Official Dungeon Map Symbols"¸ ein Glossar und detaillierte Informationen über die verschiedenen HackMaster Associations. Den krönenden Abschluß stellen die HackMaster Coupons (12 Karten) dar¸ von denen ein Spieler pro Spielsitzung einen einsetzen darf.
Technisches
Klar hätte dieser Band ein Hardcover verdient¸ aber dann wäre HM insgesamt wohl viel zu teuer geworden.
400 Seiten sind nicht ohne¸ vor allem nicht¸ wenn sie dicht mit Text (8er Schriftsatz) gefüllt sind. Zum Glück wird die Textwüste immer wieder durch gute und oft witzige Illustrationen unterbrochen. Auch trägt der in den Texten eingeflossene Humor mächtig zur Lesemotivation bei. Es kann aber nicht schaden¸ wenn man entweder Teil dieses AD&D-Kults war¸ oder ihn schon immer ausgelacht hat.
HackMaster hat seinen eigenen kultigen Slang - Leute mit mittelmäßigen Englisch-Kenntnissen werden damit wohl ihre Probleme haben.
Fazit:
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Ansonsten offenbart HackMaster vor allem alten Rollenspiel-Hasen seinen ganzen Humor - denn die Anspielungen auf AD&D kann nur erkennen¸ der AD&D und dessen Vergangenheit kennt. Natürlich werden auch viele Leser der KODT-Comics zu den Käufern gehören¸ allein schon wegen des Kult-Status dieses sicherlich "einzigartigen" Rollenspiels.
Dogio the Witch |