Theater der Dunkelheit: Gesetze der Nacht
2001-01
Ja¸ da liegt nun dieses doch recht voluminöse Werk aus dem Hause Feder und Schwert vor mir. Äußerlich ist es außerordentlich ansprechend. Das klassische grün marmorierte Cover ist von einem prächtigen¸ silberfarbenen Schriftzug geziert¸ der es edel wirken lässt. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben¸ die in einem recht sperrigen Karton daherkamen¸ ist das Taschenbuchformat sehr leicht transportabel und gewinnt daher einiges an Praktikabilität. Das Layout im Innenteil ist solide¸ nicht zu protzig und übersichtlich.
Jedoch sprechen bereits die Illustrationen eine eigene Sprache. Gangrel mit Fönfrisur und Lasombra¸ die nicht einmal die achtzehn Jahre überschritten haben¸ lassen ein wenig an der Repräsentationsfähigkeit der Fotos zweifeln¸ die zwar sehr liebevoll in Szene gesetzt sind¸ jedoch an der Auswahl der Motive scheitern. Schade.
Diese Bilder sind es also¸ die das stimmungsvolle Ambiente des Regelwerkes wieder etwas zunichte machen und unter Umständen ein ziemlich falsches Bild von bestimmten Clans aufkommen lassen. Es wurde scheinbar darauf geachtet¸ dass die Bilder "sauber" sind. Wer jedoch die häßlichen Nosferatu oder entstellten Tzimisce verkörpern möchte¸ möchte mit Sicherheit keinen "sauberen" Charakter spielen.
Der Inhalt ist ebenfalls etwas durchwachsen. Zunächst beeindruckt er durch seinen puren Umfang. Knapp 350 Seiten¸ das kann sich sehen lassen. Und in einem Werk die Camarilla¸ den Sabbat und die unabhängigen Clans mit all ihren Stärken und Schwächen zu vereinen¸ ist praktisch und durchaus großzügig. Leider ist jedoch die Abdeckung mit Hintergrund und Ideologien der Sekten und der Clans entsprechend kurz ausgefallen. Wer also erwartet¸ einen Einblick in die Welt der Dunkelheit zu erhalten¸ muß sich schon das Grundwerk des Blattrollenspiels zulegen. Davon abgesehen wurden den Clans jedoch dann eigene Clansstärken zugeteilt¸ wo es im Blattrollenspiel nur Clansschwächen gibt. Eine interessante Neuerung¸ die sich im Live-Rollenspiel mit seinem sehr eigenen Fertigkeitensystem durchaus durchsetzen läßt. Nett.
Dieses Fertigkeitensystem ist es nun¸ was mir als erstes aufstieß. Man sollte schon ein sehr stabiles Gedächtnis haben¸ um sich die Vielzahl der Fertigkeiten und ihrer Auswirkungen merken zu können. Zudem sollte man noch über eine gewisse mathematische Begabung verfügen¸ denn Rechnerei gibt es auch. Mir persönlich ist dies zu umständlich.
Auch empfinde ich die Abwicklung von Kämpfen¸ sozialen und mentalen Herausforderungen durch das Stein-Schere-Papier-Spiel als extrem stimmungstötend. Man stelle sich den noblen¸ edlen¸ leicht snobistischen Ventrue vor¸ der den eingebildeten¸ würdevollen Toreador unter seinen Bann zwingen möchte und dies mit den ehrfurchtgebietenden Worten "Schnick¸ schnack¸ schnuck!" eröffnet.
Peinlich.
Zudem kommt hinzu¸ daß ein zweiseitiger Index nicht in der Lage ist¸ eine gute Übersicht über das gebotene Material zu bieten. Man muß also ein bisschen Lust am Suchen haben¸ um in diesem Regelwerk wirklich etwas zu finden.
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Langzeit-Spieler werden ihn ermüdend¸ stimmungstötend und zu uninformativ finden.
Anzumerken ist noch¸ dass nach meiner Meinung das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut ist. Für relativ wenig Geld erhält der Leser relativ viel Material¸ selbst¸ wenn man über dessen Nützlichkeit streiten kann.