Planescape: Ebenen-Entfuehrung
2001-01
Eine AD&D-Planescape-Geschichte
Von Sebastian Heer
Lindenhain war eine kleines¸ gemütliches Halblingdorf. Es lag in einem geschützten Tal an der Südseite eines langen bewaldeten Hügelkamms. Ungefähr anderthalb Meilen südlich des Dorfes verlief eine wichtige Handelsstraße von Osten von Arabel kommend nach Westen. Nur über einen schmalen¸ naturbelassenen Pfad¸ der von der Straße zum Dorf verlief¸ war Lindenhain zu erreichen. Der Lindenquell¸ ein kleiner¸ ruhig fließender Flu߸ verlief entlang des Hügelkamms. Er war zwar nur 1¸50 m tief¸ aber dennoch war es schwierig¸ ihn zu überqueren¸ da der Grund aus Schwemmsand bestand. In diesem Dorf lebte auch Petrilly Montajay¸ ein durchaus anständiger Halbling und zumindest in der Umgebung der anderen zwei Halblingdörfer¸ die in der Nähe lagen¸ eine lokale Berühmtheit. Er kam seiner Mutter¸ Gutwetter Montajay¸ der hochgeschätzten Bürgermeisterin von Lindenhain gleich¸ zumindest was die Dieberei anging¸ denn sie war in ihrer Jugend Abenteuerin und eine erstklassige Einbrecherin gewesen. Sie hatte für zehn Jahre in Arabel gelebt und wurde dort sogar Gildenmeisterin einer Diebesgilde. Schließlich fand sie dort ihren Mann Ashworty und kehrte nach Hause zurück. Der Clan der Montajays war ziemlich zahlreich. Petrilly hatte noch vier ältere Geschwister. Drei davon waren verheiratet und lebten mit ihren Ehegatten im selben Bau . Außerdem wohnten noch ihre acht Enkelkinder¸ also die Kinder ihrer Söhne und Töchter dort. Ihr Bau war also ziemlich gro߸ und das mußte er auch.
Petrilly saß vor dem Bau in der warmen spätnachmittaglichen Frühlingssonne und genoß mit einer seiner Schwestern¸ es war Pedderee¸ die Strahlen. Genüßlich schlürften sie ihren dampfenden Tee und unterhielten sich angeregt über ein Thema¸ daß zur Zeit ganz Lindenhain beschäftigte. Petrilly sagte: "Ich finde es seltsam¸ daß dieser Mensch vom großen Volk unser Dorf beschützen will¸ wo wir doch gar keine Hilfe und schon gar keinen Schutz vor irgendjemandem brauchen." "Nun¸ es ist doch beruhigend¸ wenn ein so starker Ritter über unser Dorf wacht." erwiderte Pedderee. "Aber ich habe gehört¸ daß er seit neuestem Essen und Trinken dafür verlangt." "Solange er uns nicht die Haare vom Kopf ißt¸ ist es doch nicht schlimm. Wir haben genug zu Essen und zu Trinken. Dafür beschützt er Lindenhain." meinte Petrilly und nippte genüßlich an seinem Tee. "Recht hast du!" sagte eine dunkle Stimme links von ihnen. Petrilly und Pedderee schauten erschrocken in die Richtung¸ aus der die Stimme gekommen war. "Sheriff Grünspan! Wir haben euch garnicht kommen hören!" rief Pedderee und atmete erleichtert aus. "Nun ja . . ." brummte er zufrieden: "Ich bin immer noch so leise wie früher!" Der stämmige Halbling mit dem ergrauenden Haar und Koteletten setzte sich mit einem zufriedenen Schnaufen auf die Bank: "Ich hoffe¸ ich störe euch nicht." "Nein#184; überhaupt nicht. Wir haben gerade über den Ritter gesprochen. Stimmt es¸ daß er Essen und Trinken verlangt?" fragte Petrilly neugierig. Der Sheriff von Lindenhain zündete sich bedächtig eine Pfeife an und antwortete: "Je nun¸ das Gerücht hat sich rumgesprochen. Hat der kleine Calkin wieder wie üblich nicht den Mund gehalten." Petrilly lächelte. Der kleine Calkin war der jüngste Sohn von Sheriff Grünspan und ziemlich vorlaut.
Er wurde unterbrochen¸ als Gutwetter Montajay aus der kreisrunden Tür vor den Bau trat und ihn freundlich anlächelte: "Sheriff Grünspan! Wollt ihr nicht die Abendmahlzeit mit uns genießen?" "Aber sicher¸ Frau Bürgermeisterin! Ich nehme euer Angebot gerne an." "Dann könnt ihr uns auch etwas über die seltsamen Vorfälle der letzten Tage berichten." fügte Gutwetter hinzu. "Ja¸ das werde ich gerne tun." "Ich bringe euch noch eine Tasse Tee." Gutwetter verschwand und kehrte kurz darauf mit einer dampfenden Tasse zurück¸ die sie dem Sheriff in die Hand gab. Er nippte mit einem Schmatzen an der heißen Flüssigkeit und nahm genüßlich einen Zug aus der Pfeife. "Nun¸ wo war ich?" fuhr er fort. "Bei dem fremden Menschen." half ihm Pedderee. "Ah ja¸ richtig. Nun¸ dieser Ritter¸ wie soll ich es sagen¸ steckte also in dieser dunklen Rüstung und kam vor zwei Tagen auf mich zu¸ als ich im Wald auf dem Hügel¸ dort hinten bei der alten Eiche¸ beim Pilze suchen war. Er sagte mit einem wirklich seltsamen Dialekt¸ daß er beschlossen habe¸ sich hier in der Nähe niederzulassen. Er würde unser Dorf beschützen. Ich sagte¸ daß wir eigentlich keinen Beschützer brauchen¸ weil wir ja in einer wirklich ruhigen Gegend leben. Er wurde wirklich unhöflich und hob mich plötzlich am Kragen hoch." Er schnaufte bei diesen Worten. "Dann sagte er mir¸ daß er es aber so möchte. Wir sollten ihm als Bezahlung jeden Tag etwas zu Essen und zu Trinken bringen¸ dort zur Eiche. Ich bin ja nun wirklich ein ruhiger Kerl¸ wir ihr ja wißt¸ aber das ging wohl zu weit. Ich sagte zu ihm¸ Herr¸ sagte ich¸ ihr seid ziemlich unhöflich! Ich fragte¸ was er denn schon machen wolle¸ wenn wir seine Hilfe nicht annehmen und ihm nicht das Verlangte geben. Dieser Rabauke lachte nur höhnisch und sagte¸ daß er sich das Verlangte dann selber aus dem Dorf holen würde. Und er hatte wirklich einen seltsamen Dialekt! So etwas habe ich noch nie gehört!" Der Sheriff zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Nun¸ was sollte ich machen? Ich versprach ihm¸ täglich etwas zu Essen und zu Trinken vorbeizubringen. Dann ließ er mich laufen." Petrilly und Pedderee schüttelten beide den Kopf über soviel Unhöflichkeit. "Ihr müsstet versuchen¸ noch einmal mit ihm zu reden und ihm wirklich höflich zu bitten¸ daß seine Hilfe hier nicht erwünscht ist." schlug Petrilly vor. Der Sheriff nickte langsam: "Ja¸ daran habe ich auch schon gedacht¸ Petrilly."
Gutwetter rief aus dem Bau: "Die Abendmahlzeit ist fertig!" Sie standen auf und gingen hinein. Im Speisezimmer nahmen sie an einem großen¸ runden Tisch platz¸ auf dem sich reichlich Nahrungsmittel befanden: Frisches Brot aus dem Ofen¸ Butter und verschiedene Käsesorten¸ Fleisch¸ daß würzig duftete¸ gebratene Pilze¸ Weine¸ sowohl trocken als auch sü߸ kalte Milch und natürlich Malz- und Starkbier. Die ganze Familie war versammelt und begrüßte den Sheriff freundlich.
Im Laufe des Abends erzählte Sheriff Grünspan die Geschichte mehrmals und jedes Mal waren alle empört¸ schüttelten die Köpfe und wollten so eine ungeheuerliche Unhöflichkeit gar nicht glauben. Alle kamen zu dem Schlu߸ daß sie ihm etwas abgeben sollten¸ solange er nicht allzuviel verlangte und keinen Ärger machte. Ein einzelner Mensch würde ja nicht sehr viel zu Essen und Trinken brauchen.
Als der Abend schon weit vorangeschritten war¸ verabschiedete sich Sheriff Grünspan herzlich.
Petrilly und seine Geschwister halfen geschwind¸ den Tisch abzudecken und sauber zu machen. Dann wünschte ihnen Gutwetter eine gute Nacht und sie gingen zu Bett.
Petrilly erwachte¸ als Kepli¸ einer seiner Brüder¸ ihn rüttelte und rief: "Petrilly¸ wach auf¸ du Schlafmütze! Du verschläfst sonst noch den ganzen Tag!" Er drehte sich um und murmelte: "Ach Kepli¸ noch ein bißchen!" "Nein¸ nein¸ nicht eine Minute mehr!" lachte Kepli und zog ihm die Decke weg. "Außerdem gibt es Neuigkeiten vom fremden Mann bei der Eiche!" Schlagartig wurde Petrilly hellwach. "Erzähl! Was gibt es?" Kepli lächelte verschwörerisch: "Nun¸ wenn du es wissen willst¸ genau weiß ich nicht¸ ob es wirklich welche geben wird." "Aber warum ..." Kepli unterbrach ihn und flüstere ihm zu: "Es geht noch weiter. Ich will heute dem alten Grünspan folgen¸ wenn er zu dem Ritter geht. Wenn du willst¸ kannst du mitkommen!"
Petrilly starrte ihn an: "Das willst du wirklich machen?" Dann nickte er eifrig. "Aber sicher komme ich mit¸ diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen!" "Dann treffen wir uns heute Mittag an der Mühle. Aber lauf auf dem Weg dorthin nicht dem Sheriff über dem Weg. Sag auch keinem anderen etwas von unserem Vorhaben!" Petrilly schüttelte den Kopf: " Nein¸ ich sage bestimmt keinem etwas." Kepli ging aus dem Zimmer und Petrilly zog sich schnell an.
Er frühstückte gemütlich mit der ganzen Familie. Während sie aßen¸ fragte Pedderee ihn: "Was hast du heute vor? Ich und die anderen wollen heute zum Händlerstumpf gehen. Filbert hat uns eine Geschichte versprochen." Filbert der Händler war ein weitgereister Halbling. Er war ein ehemaliger Abenteurer und im Dorf berühmt. Vor seinem heruntergekommenen Heim lag ein flacher¸ über 1¸20m durchmessender Baumstumpf - das einzige Überbleibsel eines einst mächtigen Baumes¸ der durch einen Blitz gefällt wurde. Darum hieß dieser Platz Händlerstumpf. Hier im Schatten der überhängenden Zweige¸ saß der listige Halblingkaufmann und handelte mit seinen Kunden. Manchmal¸ wie auch heute¸ erzählte er den Kindern des Dorfes Geschichten seiner langen Reisen. "Nein¸ wahrscheinlich nicht¸ ich habe heute schon etwas anderes vor." erwiderte Petrilly. Neugierig fragte Pedderee: "Was hast du denn vor?" Petrilly rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Konnte er es Pedderee erzählen? "Nun gut¸ ich sag` es dir. Aber nur¸ wenn du mir versprichst¸ es keinem anderem zu sagen." "Ganz sicher¸ ich sag es keinem. Jetzt erzähl`!" rief sie ungeduldig. Im Flüsterton erzählte er seiner Schwester: "Ich gehe heute Mittag mit Kepli und Sheriff Grünspan in den Wald zur alten Eiche. Dort treffen wir den fremden Ritter!" Pedderee bekam große Augen: "Er nimmt euch mit?" "Aber nein¸ das würde er nicht machen. Kepli und ich schleichen ihm heimlich hinterher! Vielleicht erfahren wir so Neuigkeiten. Außerdem wollte ich den Ritter schon immer mal sehen. Und wer wei߸ vielleicht braucht der Sheriff sogar Hilfe von uns¸ wenn der Ritter wieder mal unhöflich wird." Pedderee nickte: "Eine gute Idee von euch. So könnt ihr ihn beschützen. Aber passt auf!" Theadric¸ ein Bruder von Petrilly¸ hatte die letzten Worte mitbekommen: "Auf wen soll Petrilly aufpassen¸ Pedderee?" "Äh¸ er soll heute abend auf Borry und Middy aufpassen." lächelte Pedderee. Theadric schaute Petrilly verwundert an: "Das willst du wirklich machen? So kenn` ich dich ja gar nicht. Du kannst auch gleich auf Alivi und Pitry aufpassen¸ wenn du nichts dagegen hast!" "Nein¸ nein¸ das mache ich doch gerne." murmelte Petrilly und brachte ein erzwungenes Lächeln heraus. >Dafür darf ich heute Abend auf vier Kinder aufpassen! < dachte er und seufzte.
Um die Mittagszeit war Petrilly nach einem guten Mittagessen zur Mühle gegangen. Kepli war vom "Gasthaus zum Bronzenen Krug"¸ wo er als Stalljunge arbeitete¸ über die Müllersbrücke zur Mühle gelaufen. Dort warteten sie¸ bis Sheriff Grünspan an ihnen vorbei schnaufte¸ bepackt mit einem großen Korb¸ der mit einer Decke zugedeckt war. Langsam und in gebührender Entfernung folgten sie ihm.
Nach einer halben Stunde¸ in der der Sheriff dreimal eine Pause eingelegt hatte¸ um zu verschnaufen¸ weil es stetig bergauf zur alten Eiche ging¸ gelangten sie schließlich auf die Lichtung¸ wo die Eiche stand. Hier hielt das Dorf zu den Feiertagen prächtige Feste ab. Doch jetzt hörte man nur die Geräusche des Waldes¸ unterbrochen von gelegentlichem Vogelgezwitscher. Kepli und Petrilly versteckten sich hinter einem dichten Busch am Rande der Lichtung und verharrten.
Der Sheriff setzte sich an die Eiche¸ stellte den Korb ab und wartete. Kepli und Petrilly schauten sich unruhig um. Nach einiger Zeit hörten sie hinter sich ein leises Zischen. Als sie sich umschauten¸ sahen sie den Ritter. Er war sehr groß und hatte eine mattglänzende schwarze Rüstung an. Das Visier war herabgelassen¸ so daß man sein Gesicht nicht sehen konnte. Er sah wirklich gefährlich aus. Er ging sehr dicht an Kepli und Petrilly vorüber¸ doch bemerkte er sie nicht. Er ließ etwas Braunes fallen¸ als er an ihnen vorüberging. Kepli hob es auf und zeigte es dann verwundert Petrilly: "Schau was er fallengelassen hat. Was will er denn damit?" flüsterte er und hielt eine Eichel in der Hand. "Ich kann mir darauf auch keinen Reim machen!" erwiderte er verwundert. "Heb` es besser auf¸ vielleicht ist es magisch oder hat eine besondere Bedeutung!" Kepli nickte und steckte es dann ein. Dann wandten sie sich wieder der Lichtung zu. Der Ritter stellte sich nun vor dem Sheriff auf und fing an¸ mit dunkler Stimme mit ihm zu reden: "Ah¸ sehr schön¸ du hast den Zierrat gebracht¸ Planloser. Schön¸ wenn man sich auf dich verlassen kann! Komm`nie auf die Idee¸ mich zu neppen¸ sonst steck` ich dich schneller ins Totenbuch¸ als du bis drei zählen kannst!" In der Tat hatte der Ritter einen seltsamen Dialekt¸ wie Sheriff Grünspan erzählt hatte. Der Sheriff schaute ihn nur verwundert an: "Ähh¸ wie bitte?" "Ach schon gut¸ gib den Korb her!" Er riß dem Sheriff den Korb aus den Händen¸ als dieser ihn aufheben wollte¸ und schaute hinein. "Euer Dorf zu beschützen macht hungrig¸ ich habe heute schon drei . . . äh. . . Orks davon abgehalten¸ in euer Dorf zu gehen. Petrilly und Kepli schauten sich erschrocken an: Orks streiften hier in der Gegend herum? Das war seit 23 Jahren nicht mehr vorgekommen¸als Meradoc Großenstier eigenhändig zwei von ihnen erschlagen hatte. Auch Sheriff Grünspan schaute sichtlich beunruhigt: "Orks? Oh¸ es ist lange her¸ daß sie hier in der Gegend gesichtet worden sind¸ genauer gesagt¸ seit Meradoc Großenstier¸ ein Vetter meines Großvaters mütterlicherseits vor 20 Jahren eigenhändig . . ." "Hör` gefälligst auf¸ mit deiner Knochenschüssel zu klappern¸ es interessiert mich nicht im geringsten wer hier wen und wann erschlagen hat¸ kapiert?" unterbrach ihn der Ritter mit lauter Stimme. Sheriff Grünspan wurde rot im Gesicht: "Also¸ das ist doch . . . ihr seid wirklich furchtbar unhöflich¸ wißt ihr das?" Der Ritter ignorierte die Bemerkung von Sheriff Grünspan und sagte zu ihm: "Ich verlange etwas Neues von euch. Ich verlange Gold. Ich brauche es¸ um mir bessere Waffen zu kaufen. Damit kann ich euch noch besser beschützen! Sheriff Grünspan schaute immer noch wütend: "Gold? Aber wir haben nicht sehr viel Gold. Ich fürchte¸ ihr müßt es irgendwo anders herbekommen¸ denn wir brauchen es noch¸ um Waren zu kaufen¸ für das große Frühlingsfest¸ wißt ihr? Es wäre nicht schön¸ wenn wir deswegen das Fest absagen müssten¸ das versteht ihr doch sicher? Noch einen schönen Tag!" Sheriff Grünspan drehte sich um und wollte gehen. Der Ritter wurde sehr wütend und packte ihn wieder am Kragen.: Euer Fest interessiert mich nicht. Ich will das Gold!" Dann zog er sein Schwert. "Wir müssen etwas tun¸ Petrilly!" flüsterte Kepli ihm zu. "Ja¸ du hast recht. Wir haben Pederree versprochen¸ ihn zu beschützen und das halten wir auch!" Er holte schnell seine Schleuder aus der Tasche¸ und eine seiner gut behüteten Schleuderkugeln. Dann zielte er sorgfältig auf den Kopf des Ritters und schoß. Die Kugel traf ihn mit einem blechernen Geräusch am Hinterkopf. Der Ritter schrie auf¸ hielt seinen Hinterkopf und ließ den Sheriff fallen. Dieser fiel ziemlich unsanft zu Boden. Dann hielt er sein Schwert in Kampfbereitschaft und drehte seinen Kopf von einer zur anderen Seite: "Wer immer es gewagt hat¸ mich anzugreifen¸ soll sich zeigen und nicht wie ein Feigling aus dem Hinterhalt auf mich schießen." schrie er. Unter dem Helm klang seine Stimme dumpf. Kepli und Petrilly verhielten sich still und wagten kaum¸ zu atmen. Der Ritter sprach weiter: "Ich wei߸ daß ihr da irgendwo seid. Ich verlange Gold für meine Arbeit. Solange ich es nicht bekommen habe¸ werde ich euren kleinen Freund hier. . ."¸ er hob den benommenen Sheriff vom Boden auf¸ ". . .mit zu mir nehmen! Ich komme morgen wieder!" Kepli und Petrilly sahen sich an: "Das ist nicht gut." sagte Petrilly. "Wir folgen diesem ungehobelten Burschen und befreien Sheriff Grünspan." Kepli schaute ihn ängstlich an: "Glaubst du wirklich¸ daß das eine so gute Idee ist¸ Petrilly? Wir sollten lieber wieder ins Dorf zurückgehen und beraten¸ was wir jetzt machen sollen." Petrilly schüttelte energisch den Kopf: "Oh nein¸ ich folge ihm. Wenn er den Sheriff mitnimmt¸ kommt er vielleicht nie wieder zurück." "Aber er hat doch gesagt¸ daß er morgen wiederkommen will!" jammerte Kepli. "Du weißt genau¸ daß wir nicht so viel Gold für ihn haben¸ daß heißt also¸ daß er Sheriff Grünspan dann vielleicht behält oder sogar töten wird!" Kepli schaute ihn erschrocken an: "Du hast recht! Also gut¸ folgen wir ihm! Schnell!" Sie sprangen auf und folgten den Ritter¸ der sich den jammernden und windenden Sheriff unter den Arm geklemmt hatte. Sie sahen¸ wie der Ritter sehr langsam um die alte Eiche herumging. Dann hob er etwas auf und eilte davon. Petrilly und Kepli ahnten¸ daß es wieder eine Eichel sein mußte¸ die er aufgehoben hatte. Sie folgten ihm sehr leise¸ bis sich ihnen ein seltsamer Anblick bot: Der Ritter murmelte etwas und warf die Eichel auf den Boden. Sofort begann die Luft vor ihm in einem Oval zu flimmern. Langsam wurde das Oval größer¸ bis es etwa 2 Meter groß war und in der Luft schwebte. An den Rändern schimmerte es blau. Man konnte durch diese Öffnung hindurchschauen. Seltsamerweise sah man eine lange¸ dunkle Gasse. An ihrem Ende erkannte man ein Haus¸ daß aus allen möglichen Materialien zu bestehen schien. Man erkannte es nur verschwommen¸ da die Luft sehr neblig und dunstig war. Der Ritter schritt schnell durch die Öffnung. Petrilly packte Kepli und rannte auf die Öffnung zu. "Schnell!" rief er. "Bevor sich die Öffnung wieder schließt!" Sie sahen¸ wie der Ritter schnell durch die Gasse lief. Sie sprangen durch die Öffnung. Keinen Moment zu früh! Das Portal¸ denn das war es nämlich¸ schloß sich mit einem leisen Zischen¸ wie sie es auch schon vorher gehört hatten¸ wieder. Sie purzelten auf das harte Kopfsteinpflaster. "Puh¸ das war knapp!" rief Kepli. "Hinterher¸ sonst verlieren wir ihn noch!" Petrilly nickte. Sie begannen¸ die Gasse entlangzulaufen. An ihrem Ende angelangt¸ schauten sie sich um. Der Ritter war nach links gegangen. Sie sahen ihn gerade noch um die nächste Ecke verschwinden. Endlich holten sie ihn ein. Er war direkt vor ihnen. Petrilly rief ihm zu: "He¸ Herr Ritter¸ laßt unseren Sheriff frei¸ oder ich muß andere Mittel finden¸ um ihn zu befreien!" Er spannte seine Schleuder. Der Ritter schaute sich um: "Verdammt! Ihr seid mir durch das Portal gefolgt¸ Planlose! Ihr seid mutiger¸ als ich dachte. Doch das wird euch nichts nutzen!" Er fing wieder an¸ zu laufen. Petrilly scho߸ aber der Ritter war schon um die Ecke geeilt¸ und so verfehlte die Kugel ihr Ziel. Beide liefen ihm hinterher. Der Sheriff rief ihnen etwas nach¸ aber sie konnten nicht verstehen¸ was.
Plötzlich kamen sie auf eine größere Straße. Eine große Menge unterschiedlicher Wesen ging auf ihr hin und her und drängte sie zur Seite. Manche plauderten in seltsamen Sprachen. Der Ritter verschwand in der Menge. Petrilly und Kepli schrien: "Haltet den Mann! Er hat unseren Sheriff entführt!" Keiner beachtete sie. Petrilly wollte den Ritter verfolgen¸ doch er blieb hoffnungslos stecken. Er rempelte dabei ein seltsam aussehendes Wesen an: Es war sogar etwas kleiner als er und sah etwas wie ein Wasserspeier aus. Es hatte eine graue¸ ledrige Haut¸ Flügel und einen dornenbesetzten Schwanz. Es drehte sich knurrend um. Eine kleine Kriegsgabel lag in seiner Hand¸ die es jetzt drohend auf ihn richtete: "Was willst du¸ Planloser?" Petrilly sah es ängstlich an. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. "Ich . . .ähm . . . will nichts¸ es . . . es war keine Absicht¸ ich wollte euch nicht stören oder . . ." Das Wesen unterbrach den stotternden Halbling: "Das hast du aber¸ Planloser. Was fällt dir ein¸ mich in meiner wichtigen Mission zu stören?" Es stocherte mit seiner Kriegsgabel in seine Richtung. "Tut mir leid¸ daß wußte ich nicht¸ ich habe nur jemanden verfolgt und . . ." Das Wesen konnte anscheinend niemanden ausreden lassen: "Was interessiert es mich¸ wen du aus welchem Grund auch immer verfolgst¸ Planloser? Ich werde dich lehren¸ keine Spinagons in wichtiger Mission zu unterbrechen." Es wollte mit seiner Kriegsgabel nach Petrilly stoßen¸ als es von einer starken Hand¸ die von oben kam¸ aufgehalten wurde. "Du wirst dich doch nicht mit diesen dusseligen Planlosen abgeben¸ um deine wichtige Mission zu erfüllen¸ oh Bote aus Baator?" Petrilly und Kepli sahen überrascht auf. Ein seltsames Wesen stand ihnen gegenüber: Es hatte einen menschlichen Oberkörper¸ wenn man einmal von den gebogenen Hörnern absah¸ die an seinem Kopf saßen¸ der Rest des Körpers¸ also der untere Teil war der eines Widders¸ dessen Fell in einem Gemisch aus Weiß und Grau schimmerte. Seine langen schwarzen Haare am Kopf hatte es zu einem Zopf geflochten. Es hatte ein prächtiges Lederwams an und an seiner Seite baumelte eine seltsam aussehende Waffe.
Starkhuf |
"Also gut!" nickte der Bariaur. "Fangen wir mit mir an. Ich bin ein Bariaur und heiße Starkhuf. Ihr seid Halblinge. Nennt mir euren Namen." forderte sie Starkhuf auf. Petrilly und Kepli sahen sich erstaunt an. Kepli fragte ganz verdattert: "Aber woher wißt Ihr¸ wer wir sind¸ Starkhuf?" Er lächelte: "Nun¸ daß ist ganz einfach zu erklären. Ihr seid nicht die einzigen Halblinge hier. Viele andere leben noch im Käfig." Petrilly fragte; "Was ist der Käfig? Und wo ist er?" Der gutmütige Bariaur lachte: "Der Käfig ist Sigil. Und Sigil ist hier. Ihr steht mitten drin. Dies . . ." er breitete seine Arme aus¸ um die Stadt zu umfassen¸ ". . . alles ist Sigil¸ die Stadt der Portale." Kepli antwortete für beide: "Ich bin Kepli Montajay und dies ist mein Bruder Petrilly." Starkhuf nickte. "Was führt euch hierher?" Kepli und Petrilly erschraken und sahen sich an. Mit Schrecken fiel ihnen der eigentliche Grund¸ warum sie überhaupt hierher gekommen waren¸ wieder ein: "Wir waren eigentlich auf der Suche nach unserem Sheriff." antwortete Petrilly und machte ein trauriges Gesicht. "Er wurde hierher entführt." ergänzte Kepli. Starkhuf nickte nachdenklich. "Dann werde ich euch helfen¸ ihn zu finden. In welcher Richtung ist er verschwunden?" Die Halblinge zeigten in die Richtung der Schornsteine. Sie gingen los. Starkhuf war wie ein Fels in der Brandung¸ als sich die verschiedensten Wesen an ihm vorbeischoben - und drückten. Kepli und Petrilly gingen hinter ihm. Sie kamen im Gedränge nur sehr langsam voran¸ so daß sie Zeit hatten¸ sich zu unterhalten: "Die großen Schornsteine dort hinten sind übrigens die große Gießerei. Dort werden allerlei Waren hergestellt¸ die jeder einmal braucht. Da wären Werkzeuge¸ Scharniere¸ Töpfe¸ Nägel und viele weitere Dinge¸ die aus Metall bestehen." Die Halblinge deuteten nun nach oben: "Und was hat zu bedeuten?" Der Bariaur sah nach oben und runzelte die Stirn: "Was meint ihr?" Dann begriff er und antwortete lachend: "Ach so¸ die Häuser. Nun¸ es ist so: Der Käfig¸ also Sigil ist eine ganz besondere Stadt¸ die einzigartig im Multiversum ist. Wir befinden uns hier an der Innenseite eines Ringes¸ auf dem Sigil erbaut." Petrilly fiel es schwer¸ das zu glauben: "Wenn die Stadt an der Innenseite eines Ringes ist¸ warum fallen dann die Leute nicht herunter?" Starkhuf zuckte mit den Achseln: "Über dieses Dunkel kann ich euch leider nicht aufklären. Nehmt es hin¸ wie es ist." Petrilly bohrte weiter: "Und wo befindet sich dann dieser . . . Ring?" Kepli mutmaßte: "Wahrscheinlich schwebt er hoch in der Luft¸ weil ich keinen Boden sehe¸ wenn ich nach oben schaue." Der Bariaur nickte: "Das ist richtig." Aber Kepli war noch nicht zufrieden: " Aber was ist dann für ein Land darunter? Und wie kann man überhaupt aus der Stadt hinausgelangen¸ wenn sie schwebt und ein Ring ist?" Starkhuf antwortete: "Sigil schwebt an der Spitze des Pfeilers. Er ist unendlich hoch und kann nicht bestiegen werden. Das Land darunter¸ also über den Mauern sind die Außenländer. Den Käfig kann man nur durch die Portale betreten und wieder verlassen. Einen anderen Weg gibt es nicht." Petrilly nickte düster: "Darum heißt es > Der Käfig <. Wir können hier nicht mehr weg." "Nein¸ so ist es nicht!" lachte der Bariaur. "Ihr müsst nur das richtige Portal in der Stadt finden¸ und ihr könnt reisen¸ wohin ihr wollt." "Aber zuerst müssen wir Sheriff Grünspan finden!" rief Kepli. "Ohne ihn gehen wir nicht hier weg." Petrilly seufzte und sah den Bariaur an: "Meinst du¸ du kannst uns helfen¸ ihn zu finden¸ Starkhuf? Diese Stadt ist sehr groß und alles ist so fremdartig¸ ganz anders als alles¸ was wir bisher Zuhause gesehen haben. "Aber sicher¸ deswegen bin ich doch hier!" antwortete er. "Wie sah denn der Entführer eures Sheriffs aus?" Petrily fing an¸ ihn zu beschreiben: "Wir wissen nur¸ daß er recht groß ist¸ und eine glänzende schwarze Rüstung trägt. Das Visier hatte er heruntergelassen¸ so daß wir sein Gesicht leider nicht erkennen konnten." Kepli fügte lachend hinzu: "Außerdem hat er jetzt einen verbeulten Helm¸ weil Petrilly ihm eine Schleuderkugel dagegen geschossen hat." Der Bariaur lachte zuerst gutmütig und rieb sich dann mit der Hand am Kinn. Er sah nachdenklich in die Ferne: "Hmm¸ das ist nicht viel. Er werdet es nicht glauben¸ aber es gibt in Sigil mehr Schleifer¸ die so aussehen¸ als ihr denkt! Es wird also schwieriger¸ als ich dachte." Als er die entäuschten Gesichter der Halblinge sah¸ versuchte er optimistisch zu klingen: "Macht euch keine Sorgen¸ wir fragen einfach ein paar Leute¸ die uns begegnen. Für ein bißchen Klimper sagen sie uns bestimmt¸ ob sie einen Kerl mit schwarzer Rüstung und einem Halbling unter dem Arm gesehen haben!" Er lachte: "So etwas sieht man in Sigil auch nicht alle Tage." Er hob die überraschten Halblinge auf seinen Rücken mit der Erklärung: "So geht es viel schneller und wir verlieren uns nicht. Haltet euch fest!" Sie trabten los und bahnten sich einen Weg durch die Menge. Von Zeit zu Zeit fragten sie jemanden nach einem schwarzen Ritter mit Halbling. Und tatsächlich: Einige hatten ihn gesehen¸ oder gaben wenigstens vor¸ ihm begegnet zu sein. Sie folgten der Richtung der Anweisungen und Auskünfte. Langsam gelangten sie an den Rand des Unteren Viertels. Der Bariaur fing an¸ sich Sorgen zu machen: "Ich habe es befürchtet¸ meine kleinen Freunde. Wahrscheinlich ist der gesuchte Ritter mit eurem Sheriff in den Stock gegangen." Petrilly fragte neugierig: "Und was ist so schlimm daran?" Kepli nickte. Er hatte das gleiche gedacht. Starkhuf fing an¸ zu erklären: "Das Schlimme daran ist¸ daß der Stock das schlimmste Viertel in ganz Sigil ist. Dort ist man seines Lebens nicht sicher. Außerdem haben die Chaoten dort ihren Sitz im Torhaus. In den Stock sollte ein Schleifer nicht mal bei Tage gehen. Aber da ich versprochen habe¸ euren Freund zu retten . . ." er seufzte tief¸ " . . .bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen sehr luchsig sein¸ wenn wir durch den Stock ziehen."
Nachdem Filbert mit seiner Geschichte geendet hatte¸ lief Pedderee schnell nach Hause¸ um von Petrilly und Kepli zu erfahren¸ wie der fremde Ritter aussah. Auf dem Weg dorthin kam sie am Bau von Sheriff Grünspan vorbei. Sie sah schon von weitem die vielen Leute¸ die sich dort versammelt hatten. Verwundert ging sie nun darauf zu.
> Wahrscheinlich erzählt der Sheriff gerade von seiner neuesten Begegnung mit dem Menschen. < dachte Pedderee. Als sie zu der Menge kam und nirgends den Sheriff erblicken konnte¸ fragte sie neugierig ihren Bruder Killy¸ der auch in der Menge stand: "Weißt du¸ weshalb die ganzen Leute vor Sheriff Grünspans Bau stehen?" Killy drehte sich um: "Oh¸ hallo Pedderee! Der Sheriff wird schon seit ein paar Stunden vermißt. Er wollte dem Ritter wie üblich das Essen bringen. Seitdem ist er nicht mehr zurück." Pedderee dachte auch an Petrilly und Kepli. Hoffentlich war ihnen nichts zugestossen! Killy sprach weiter: "Wir wollten gerade zur alten Eiche und nachsehen¸ wo er bleibt. Wir hoffen¸ ihm ist nichts passiert. Bei diesen Menschen weiß man nie." Pedderee wußte zwar¸ daß Kepli und Petrilly für diese Dummheit gescholten werden würden¸ wenn sie erzählte¸ daß sie ihm nachgeschlichen waren¸ aber das war besser als zu verschweigen¸ daß sie vielleicht auch verschwunden waren. Sie erzählte es Killy. Er schüttelte den Kopf: "Die beiden haben nur Unsinn im Kopf! Wenn dem so ist¸ müssen wir es Mutter erzählen. Lauf nach Hause und erzähl' ihr¸ daß der Sheriff¸ Petrilly und Kepli vermißt werden. Als Bürgermeisterin muß sie eingreifen." Pederree nickte und lief los¸ in Richtung ihres Baus. > Seit der fremde Mensch im Dorf aufgetaucht ist¸ herrscht nur Unruhe! < dachte sie und schüttelte im Laufen den Kopf. Ihre drei Kinder¸ Borry¸ Middy und Lavina kamen auf ihren kleinen Beinchen auf sie zugerannt und schrien lauthals durcheinander: "Spiel mit uns¸ Mami!" Pedderee schüttelte den Kopf und vertröstete sie auf später. So gern sie ihre Kinder hatte¸ diese Angelegenheit war im Moment wichtiger. Ärgerlich dachte sie: > Die Unruhe geht so weit¸ daß ich meine eigenen Kinder vernachlässigen muß! Es wird Zeit¸ daß wir dem ein Ende machen. < Sie trat durch die kreisrunde Holztür in den Vorraum des Baus¸ und von dort durch die gegenüberliegende Tür nach links in die große Küche¸ die gleichzeitig auch als Eßraum diente. Dort saß Gutwetter und unterhielt sich gerade mit Hofflik Kaese¸ dem die berühmte Käserei mit dem würzigen Lindenhain - Käse gehörte. Sie sah Pederree's besorgtes Gesicht: "Was hast du denn für Kummer¸ mein Kind? Stimmt etwas nicht?" Pederree setzte sich an den Tisch und schüttelte den Kopf. Dann wandte sich sich an Hoflik: "Tut mir leid¸ daß ich euer Gespräch unterbrechen mu߸ aber es ist etwas passiert¸ was leider keinen Aufschub duldet. Es geht um den fremden Menschen." Hofflik nickte: "Das verstehe ich natürlich¸ Pederree. Ich komme später noch einmal wieder. Ich habe eh noch etwas zu erledigen¸ wißt ihr?" Er nickte beiden zu und stand auf. Gutwetter sah sie besorgt an: "Du bist sonst nicht so. Was ist mit dem fremden Menschen? Ist er hier?" Pederree schüttelte den Kopf: "Nein¸ das nicht¸ aber Sheriff Grünspan¸ Petrilly und Kepli werden seit mehreren Stunden vermißt." Gutwetter sah sie erstaunt an: "Was hat denn das mit Petrilly und Kepli zu tun?" "Nun¸ Petrilly und Kepli sind¸ wie du weißt¸ recht neugierig. Sie wollten den Sheriff vor diesem Menschen beschützen und sind ihm heimlich hinterher geschlichen¸ weil¸ wie du sicher weißt¸ Sheriff Grünspan nie so etwas erlaubt hätte." Anscheinend ist irgend etwas passiert. Killy und ein paar andere aus dem Dorf sind gerade auf dem Weg zur alten Eiche¸ um nachzusehen¸ was passiert ist."
Gutwetter nickte: "Das wird wohl das beste sein. Ich hoffe¸ dieser Mensch hat ihnen nichts angetan¸ sonst wird er mich kennenlernen." Sie schaute erst grimmig und dann bestürzt¸ als Pedderee sie erstaunt anblickte. "Entschuldige die Taktlosigkeit¸ Pedderee¸ aber ich wahr wohl zu lange unter dem großen Volk. So kennst du mich anscheinend garnicht¸ oder?" Pedderee schüttelte stumm den Kopf. Gutwetter wechselte das Thema: "Es wäre nett¸ wenn du mir helfen könntest¸ den Tisch zu decken und alles für das Mittagsmahl vorzubereiten." Pedderee lächelte und begann¸ Teller aus dem wuchtigen Eichenholzschrank herauszuholen.
Killy und die anderen waren schließlich schnaufend an der alten Eiche angekommen. Bodor Wetterbien ¸ ein ziemlich stämmiger¸ sogar für Halblingmaßstäbe gut gebauter Halbling ließ sich prustend und mit hochrotem Kopf auf das weiche Gras unter der Eiche fallen und grummelte leise vor sich hin: "Es genügt mir eigentlich schon¸ einmal im Jahr zum großen Sommerfest hier heraufzukommen. Jetzt ist es schon das zweite Mal!" Sami Heatherzeh ¸ sein Nachbar¸ der wie er auch Farmer war¸ lachte: "Du wirst es überleben¸ Bodor ! Ein bißchen Bewegung tut dir ganz gut." Die anderen fielen in sein Lachen ein. Schließlich lachte auch Bodor mit. "Nun gut." sagte Killy. "Laßt uns mit der Suche beginnen. Wir fangen am besten an der alten Eiche an und entfernen uns dann im Kreis von der Eiche¸ bis wir etwas von Sheriff Grünspan¸ Petrilly oder Kepli gefunden haben. Die anderen nickten zufrieden und murmelten eine Zustimmung. Das schien ein guter Plan zu sein. Sie fingen an. Der Wald hallte wider von den Rufen der Halblinge¸ die immer wieder die Namen der Vermißten riefen. Nach gut einer halben Stunde schrie Filbert der Händler¸ der sich ebenfalls an der Suche beteiligt hatte aus einem Gebüsch: "Ich hab' etwas gefunden." Er krabbelte rückwärts aus dem Strauch und zeigte seinen Fund. Die anderen kamen herbeigelaufen. Er glitzerte silbern in der Sonne. Es war Petrillys Schleuderkugel. Einer rief: "Das ist eine Schleuderkugel." Ein anderer fügte hinzu: "Sie gehörte bestimmt Petrilly."Die anderen nickten: "Nur Petrilly könnte sie hier verloren haben¸ denn er kann gut mit ihnen umgehen. Das liegt ihm im Blut. Schon mein Vater¸ also sein Großvater¸ natürlich mütterlicherseits¸ konnte gut mit ihnen umgehen." erklärte Killy. Die anderen nickten verstehend. Schließlich betrachtete er sie genauer. Er nickte: "Ja¸ kein Zweifel¸ es ist eine von Petrillys Schleuderkugeln. Er deutete auf ein kleines¸ eingeritztes "P". Filbert sah nachdenklich drein: "Es muß also ein Kampf stattgefunden haben¸ wenn Petrilly hier eine Schleuderkugel liegengelassen hat." Die anderen keuchten entsetzt auf. Erschrockenes Gemurmel erklang. Killy entschied: "Suchen wir weiter nach ihnen. Vielleicht liegen sie irgendwo¸ verletzt und hilflos." Alle stürmten wieder auseinander und begannen eifriger als vorher noch nach den verschwundenen Halblingen zu suchen. Das Echo ihrer Rufe war noch weithin zu hören. Doch nur Waldbewohner wurden vom Echo verschreckt. Von den Halblingen jedoch fehlte jede Spur.
Je näher Petrilly¸ Kepli und Starkhuf dem Stockviertel kamen¸ desto schlammiger und schmutziger wurden die Straßen. Die Häuser bekamen ein schäbigeres Aussehen¸ als sie sowieso schon hatten. Manche schienen nur aus Blech und Müll zu bestehen. Sie sahen sogar Häuser¸ die auf den Dächern anderer Häuser erbaut waren und nur über dünne Leitern zu erreichen waren. Sie rümpften die Nase. Es stank hier nach Unrat und Verfall. Starkhuf erklärte: "Der Fluß ist hier in der Nähe¸ der Gestank kommt wahrscheinlich von ihm. "Da wäre ich mir nicht so sicher !" grummelte Kepli. Sie sahen sich weiter um¸ während sie durch die chaotischen Gassen und Straßen des Stockviertels irrten. Es gab hier kein festes Straßennetz. Die Leute¸ die hier lebten¸ scherten sich nicht um Straßen und bauten ihre Behausungen dort¸ wo Platz war. Sie mußten manchmal lange Umwege in Kauf nehmen¸ um die eingeschlagene Richtung beizubehalten. Überall begegneten sie seltsamen Gestalten. Manche starrten sie grimmig an¸ andere kicherten übergeschnappt¸ aber bei allen konnte man die Hoffnungslosigkeit spüren¸ die im Stock allgegenwärtig war. Mit Abscheu sahen sie eine zerlumpte¸ alte Frau¸ die über einem zerbeulten Topf¸ der über einem kleinen Feuer am Rande der Straße hing¸ eine Ratte mit pulsierendem Gehirn hielt. Diese Ratten waren in Sigil als Schädelratten bekannt. Starkhuf erklärte ihnen mit leiser Stimme¸ während sie weitergingen: "Das Leben im Stock ist so furchtbar wie nirgend sonst in Sigil¸ sofern ein Dussel nicht darauf brennt¸ im Herzen des Verfalls zu hausen¸ wo das Leben weniger zählt als die nächste Mahlzeit eines Schleifers. Hier kommt nur selten Langeweile auf¸ das Leben jedoch ist dafür meistens kurz und schnell beendet." Die Halblinge nickten stumm und sahen sich unbehaglich um. Petrilly zog seinen Umhang fester um sich. Ihm war kalt und langsam bekam er Angst. Auch Kepli fing an zu zittern. Sie erschraken alle¸ als plötzlich in der Ferne ein Echo eines schrillen Kicherns und ein dumpfes Heulen erklang¸ das einige Minuten andauerte und dann abrupt endete. Eine dunkle Stimme hinter ihnen sagte langsam: "Das sind die Verrückten und Verlorenen¸ die mit der Wirklichkeit der Ebenen nicht zurechtkamen¸ und nun im Torhaus untergebracht sind. Es sind arme Schlucker¸ wie alle hier." Starkhuf drehte sich um. Sie sahen einen kleinen¸ untersetzten Mann¸ von dem man nur sein bleiches¸ eingefallenes Gesicht erkennen konnte. Er trug eine weite¸ schmutzige Kutte mit Kapuze.Vor seiner Brust baumelte an einem Lederband ein rundes Zeichen¸ daß in regelmäßigen Abständen Einbuchtungen hatte. Ein schmaler¸ silberner Helm war darauf abgebildet. Starkhuf sah ihn an: "Ich grüße dich¸ Diener der Ödner." Der Ödner sah erst Starkhuf¸ und dann die Halblinge an: "Wer sind sie?" und zeigte mit einem langen¸ knochigem Finger auf Petrilly und Kepli. Petrilly antwortete: "Wir sind Leute des kleinen Volks¸ Halblinge." Der Mann nickte nur und sah sie nachdenklich und traurig an. Starkhuf flüsterte ihnen zu: "Laßt euch nicht von ihm beeinflußen. Die Leute vom Bund der Öden Ränke sind alle übergeschnappt. Zwar nicht so schlimm wie die Chaoten¸ aber immerhin." Der Kuttenmann sah wieder hoch und fragte Petrilly und Kepli: "Was verschlägt euch in den Stock¸ Halblinge? Habt ihr auch erkannt¸ daß das Leben keinen Sinn hat?"Er seufzte und lauschte: "Hört ihr¸ wie die Übergeschnappten in den Irrgängen¸ im Torhaus schreien? Wenn ihr hier seid¸ um die Bedeutung des Multiversums zu ergründen¸ dann könnt ihr Zeit sparen und euch ihnen anschließen. Denn das ist alles¸ was es bedeutet¸ das und weiter nichts." Dann seufzte er wieder und ein hoffnungsvoller Funke glomm in seinen Augen auf¸ als er die Halblinge ansah. Er hoffte¸ die Halblinge¸ die zweifelsohne Planlose waren¸ und darum noch unwissend und formbar¸ als Neuzugänge für seinen Bund zu bekommen. Dieser Funke erlosch allerdings wieder¸ als Petrilly antwortete: "Nein¸ wir suchen einen Freund¸ auch ein Halbling. Er wurde von einem Mann in schwarzer Rüstung entführt. Habt ihr ihn vielleicht gesehen?" Der Ödner schüttelte langsam den Kopf und seufzte. Sie hörten ihn undeutlich murmeln: "Es ist doch alles sinnlos¸ es hat keinen Zweck." Er drehte sich um und machte ein paar Schritte vorwärts. Dann drehte er sich abrupt um und zeigte mit dem Finger in eine Richtung: "Dorthin ist der¸ den ihr sucht¸ gegangen." Er seufzte wieder und schlurfte langsam davon. Starkhuf trabte in die angegebene Richtung. "Ich hab`euch doch gesagt¸ daß er verrückt ist." schnaufte er. "Aber es ist die beste Spur¸ die wir seit geraumer Zeit hatten."
Sie mußten anhalten¸ als ein schwankender Zwerg ihren Weg kreuzte. Er sah sie an und blinzelte mehrmals: "Ha . . habt ihr viellleicht n`bißchen Klimber fürn armen Schl . . . schul . . .Schlucker?" Ein recht kleiner Mensch trat hinzu¸ bevor Starkhuf oder die Halblinge etwas erwidern konnten und zog den betrunkenen Zwerg mit. Dabei redete er auf ihn ein: "Pack ein¸ Dussel! Gleich kommt ein Trupp Dickschädel¸ und jeder Fusler¸ der um Klimper neppen will¸ wird kassiert!" Der Zwerg schüttelte den Kopf und lallte: "Ds mirdoch egal! Solln nur kommn¸ die Dickschlä . . . schädel. Ich zeig` ihnen was." Er zog seine Axt unbeholfen aus seinem Gürtel und fuchtelte in Richtung des Menschens¸ der schnell außer Reichweite sprang. Er ging in die andere Richtung und fauchte: "Dann eben nicht¸ Dussel. Dann werd` halt kassiert. Das ist mir doch egal." Starkhuf entfernte sich schnell von dem wütenden Zwerg. Petrilly und Kepli bekamen langsam Hunger und Durst. Außerdem fielen ihnen fast die Augen zu. Es waren einfach zu viele neue Dinge auf einmal für einen Halbling gewesen. Starkhuf sah nach hinten: "Wird' Zeit¸ daß wir irgendwo eine Absteige finden. Es wird eh schon dunkel. Suchen wir am besten Morgen weiter." Den Halblingen war es sehr recht: "Ja¸ das wäre gut." Sie gähnten beide ausgiebig. Starkhuf ritt langsamer und drehte seinen Kopf auf der Suche nach einem Gasthaus oder wenigstens einem einigermaßen trockenem Plätzchen hin und her. Im Stockviertel würde es schwer sein¸ überhaupt ein Gasthaus zu finden.
Nach langer¸ angestrengter Suche hörten sie in einiger Entfernung gedämpftes Stimmengewirr und Gläserklirren. Ein altes Schild¸ auf dem die Schrift verwischt war¸ quietschte und baumelte an einem rostigen Haken über einer kleinen¸ aus Brettern geschusterten Tür. Einige Betrunkene lagen in der Nähe und wurden von ein paar Spinagons gepiesackt. Als sie an der Tür angekommen waren¸ kam ihnen ein stämmiger Barbazu ¸ ein Baatezu entgegen. Starkhuf machte ihm mit den Halblingen auf seinem Rücken schnell Platz. Er knurrte sie an und ging an ihnen vorbei. Die Absteige war düster¸ stinkig und laut. Die Luft war sehr rauchig und man konnte kaum etwas erkennen. Außerdem quoll sie fast über von den verschiedensten Wesen¸ meistens von den unteren Ebenen¸ die an den runden Tischen saßen und lautstark miteinander redeten oder tranken. Sie suchten sich einen freien Platz an einem der Tische¸ von dem gerade ein zappelnder Tiefling fortgezerrt wurde. Zwei riesige Yugolosse hielten ihn fest. Ein anderer Tiefling¸ der unangenehm nach Asche roch¸ sah sie mit irrem Blick an sprach dann mit hoher Stimme zu ihnen¸ nachdem er auf den Tiefling gedeutet hatte: "Sie werden meinem Freund das Seil schenken¸ wenn er die Musik nicht bezahlt - nun¸ eigentlich schenken sie ihm das Seil nicht¸ sie legen es um seinen Hals - nur daß er eigentlich keinen Hals hat¸ und so werden sie ihm das Seil stattdessen doch schenken müssen. Um was für eine Musik ging es eigentlich?" Er starrte sie an. Starkhuf erwiderte verärgert: "Hör`auf¸ mit deiner Knochenschüssel zu klappern¸ Chaot und pack` ein." Der Xaositekt trollte sich. Der Bariaur schüttelte den Kopf und sah Petrilly an: "Diese Chaoten! Hier gibt es viele von denen¸ allesamt Spinner und Übergeschnappte!" Petrilly und Kepli mußten lachen: "Reden die immer so . . . planlos daher?" Starkhuf lachte jetzt auch: "Oh ja. Meistens sogar noch schlimmer." Petrilly mußte zugeben¸ daß er sich langsam an diese seltsame Welt gewöhnte. Ja¸ er fing an¸ sie auf eine gewisse Weise zu mögen¸ da sie ganz anders und voller Möglichkeiten war. Er spielte sogar mit dem Gedanken¸ zurückzukehren¸ wenn das möglich war. Natürlich erst¸ wenn sie den Sheriff nach Hause gebracht hatten. Er fragte sich¸ ob er krank war¸ denn solche Gedanken hatte eine normaler Halbling nicht. Er wurde von Fernweh gepackt. Den Gegensatz dazu bildete der ängstliche Kepli. Er war das Beispiel eines typischen Halblings und sicher froh¸ wenn er wieder in Lindenhain sein konnte. Kepli sah sich unentwegt um und zuckte bei jedem Blickkontakt von einem der fremden Wesen zusammen. Er machte ein sehr unglückliches Gesicht.
Ein kleines Teufelchen mit Fledermausschwingen landete mitten auf ihrem Tisch und fragte mit heißerer Stimme: "Was wollt ihr?" Starkhuf überlegte kurz und sagte dann schroff: "Ein ysgardisches Dunkelbier." Petrilly nahm ein einfaches Glas mit Wasser¸ während Kepli sagte: "Dasselbe wie er."und auf Starkhuf deutete. Das Teufelchen nickte kurz und schwang sich dann wieder Richtung Theke. Kurze Zeit später kam es wieder und knallte das Bestellte mit solcher Wucht auf den Tisch¸ daß er erbebte. Mit einem gierigem Funkeln in den Augen sagte es: "Macht zwei Goldmünzen!" und streckte die Hand aus. Der Bariaur starrte es erst an und erwiderte dann mit grimmiger Stimme: "Ich lasse mich nicht von dir neppen. Das ist Wucher!" Diese Reaktion schien es erwartet zu haben¸ denn kaum hatte Starkhuf den Satz zu Ende gesprochen¸ standen die zwei Yugolosse hinter ihm. Das Teufelchen kicherte hähmisch und kreischte dann: "Bezahl' die Musik¸ Planloser¸ oder meine Freunde begleiten dich nach draußen." Mit blitzenden Augen gab Starkhuf dem Teufelchen die zwei Goldmünzen. Es nickte und die zwei Yugolosse entfernten sich wieder. Kepli schüttelte grimmig den Kopf: "Ganz schön unhöflich¸ diese Wirtschaft! Wenn ich da an Zuhause denke! Im "Bronzenen Krug" wäre so etwas bestraft worden!" Er seufzte und nippte an seinem Bier. Er verzog das Gesicht. Es schmeckte widerlich.
Auch Starkhuf schnitt eine Grimasse: "Das ist nie und nimmer ysgardisches Dunkelbier. Das ist billigster Fusel." Er stellte sein Bier weg. Dann sah er die Halblinge an: "Nun ¸ dann wollen wir uns mal etwas nach unserem Freund erkundigen¸ oder?" Starkhuf winkte einen Menschen heran¸ der quer über seinem Gesicht eine lange Narbe hatte. Er trug eine alte Lederrüstung¸ die schmutzig und speckig war. Er setzte sich an den Tisch zu ihnen: "Was willst du¸ Bariaur?" "Ich habe eine Frage an dich." antwortete Starkhuf. "Nun¸ dann stell' sie." erwiderte der Mann und verzog das Gesicht zu einem Grinsen¸ durch das man seine fauligen Zähne sehen konnte. "Kennst du vielleicht jemanden¸ der eine schwarze Rüstung trägt und hier im Stock wohnt?" Der Mann rieb sich über sein mit Bartstoppeln übersätes Kinn. "Hm¸ es kommt auf den Zierat an¸ verstehst du?" Er lachte ein heiseres Lachen¸ daß in einem Hustenanfall endete. Starkhuf nickte und wollte eine Silbermünze herauskramen. Doch Petrilly kam ihm zuvor. Er legte eine Silbermünze auf den Tisch und sagte mit ernster Miene zu dem Mann: "Hier hast du den Zierat¸ jetzt rede!" Kepli sah ihn erstaunt an¸ sagte aber nichts. So kannte er Petrilly garnicht. Auch Starkhuf schien verwundert. Der Mann wandte sich Petrilly zu¸ nachdem er die Silbermünzte schnell in seinen Taschen verschwinden ließ: "Nun¸ kleiner Mann. Ich kenne leider keinen¸ der eine schwarze Rüstung trägt." Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen und stand auf: "Einen schönen Tag noch¸ und danke für die Münze." Er ging weg. Der Bariaur schüttelte den Kopf: "Auf diese Weise werden wir nur geneppt und kommen nicht weiter. Wir müssen uns wohl etwas anderes einfallen lassen¸ damit wir an die gewünschte Information kommen." seufzte Starkhuf. Dann lächelte er Petrilly an und blinzelte ihm zu: "Du lernst schnell¸ Petrilly¸ daß muß man dir lassen ! Findest du nicht auch¸ Kepli?" Der Bariaur drehte sich zu Kepli¸ als keine Antwort kam und fing an zu lächeln. Kepli lag mit dem Kopf auf der Tischplatte und schnarchte lauthals. Auch Petrilly gähnte. Er grinste und sagte: "Ich glaube¸ es ist Zeit¸ daß wir uns einen sicheren Platz zum Schlafen suchen¸ Starkhuf! Kepli hat ihn anscheinend schon gefunden." Der Bariaur nickte und winkte das Teufelchen zu ihrem Tisch. Es landete wieder mitten auf der Tischplatte und krächzte: "Was wollt ihr noch?" "Wir wollen ein Zimmer zum Schlafen." erwiderte Starkhuf schroff und blitzte das Teufelchen mit seinen Augen an. Das Wort "Planloser" hatte er nicht vergessen. Es galt in Sigil als Beleidigung¸ einen Bewohner¸ der ein Planarier¸ also auf den Ebenen heimisch war¸ als "Planlosen" zu beschimpfen. Es kam meistens zum Kampf¸ wenn dieses Wort genannt wurde. Nur Starkhuf mußte seine Wut auf das Teufelchen bezähmen¸ da immer noch die zwei Yugolosse¸ die grimmigen Söldner aus Baator¸ in der Nähe waren. "Wir haben nur einen Schlafsaal und der ist nicht für Bariauren geeignet. Die beiden da . . ." es zeigte auf die Halblinge¸ "können in den Schlafsaal." Starkhuf protestierte: "Aber ich habe gesehen¸ wie ein anderer Bariaur die Treppe in den Schlafsaal hochgegangen ist!" Das Teufelchen grinste: "Weißt du nicht¸ wer das war? Das war Zedrik der Krieger. Er ist hier bei uns im Viertel bekannt und darf bleiben¸ wo er will.
Ein G'wrn-k-ton |
Anscheinend wollte das Teufelchen ihn absichtlich wütend machen¸ damit es einen Grund hatte¸ ihn von den beiden Yugolossen ins Totenbuch stecken zu lassen. Aber diesen Grund wollte er dem Teufelchen nicht geben. Er wandte sich wieder Petrilly zu: "Du und Kepli¸ ihr könnt im Schlafsaal nächtigen. Aber passt auf euer Klimper auf. In dieser Gegend sind die meisten Schleifer am nächsten Morgen geschält worden und besitzen keine einzige Kupfermünze mehr¸ oder ihre Ausrüstung." Petrilly fragte: "Wo willst du schlafen?" "Ich werde draußen schlafen. Ich finde schon etwas." Der Halbling widersprach: "Aber du könntest . . .wie sagt ihr . . . ins Totenbuch gesteckt werden!" "Es ehrt dich¸ daß du dir Sorgen um mich machst ¸ Petrilly aber ich finde mich hier schon zurecht und werde luchsig sein." Er zwinkerte ihm zu. "Schlaft gut¸ meine kleinen Freunde. Morgen werden wir euren Sheriff sicher finden."
[Fortsetzung folgt ...]