Warnung an den Dungeonmaster
2001-01
von Andreas Fischer
- Düster und verhängnisvoll wirkte der große Raum mit dem langen Tisch und den sieben Stühlen. Drei Stühle auf der rechten, sowie auf der linken Seite und einer majestätisch am Kopf des Tisches.
Der Tisch war nicht leer, vor jedem Stuhl lagen mehrere Zettel, Würfel, Bleistifte, Radiergummis und Anspitzer. In der Mitte des Tischen waren 7 Cola-Flaschen und 7 Gläser angeordnet. Ein Wandschirm verdeckte die Zettel, Stifte und Würfel, die vor dem Stuhl am Kopf lagen.
Lars summte eine Melodie, während er die Kerzenständer aus Marmor, auf den Tisch stellte. Er zündete sie an und schaute sich zufrieden um. Jetzt könnte es losgehen, dachte er bei sich, und ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht. Ein Klopfen auf Glas ließ ihn etwas zusammenzucken, er schob den Vorhang der Eingangstür zur Seite und starrte hinaus.
Da stand jemand, ein weiblicher Jemand. Seine Freundin. Mit strahlenden Augen öffnete er die Tür und ließ sie hinein. Die beiden umarmten sich und gaben sich einen leidenschaftlichen Kuß.
„Schön, daß du etwas eher gekommen bist, dann hast du noch etwas mehr Zeit, deine neuen Sprüche anzuschauen."
„Neue Sprüche?" Ihre Augen öffneten sich. „Bin ich etwa schon wieder eine Stufe aufgestiegen?"
„Euer Endkampf mit dem bösen Inzessor, hat die Götter von Tromothan so sehr erfreut, daß sie euch die Gnade erwiesen, eine Erfahrungsstufe aufzusteigen!"
Diane schaute ihn etwas säuerlich an, „Auch wenn wir heute Abend wieder das Spiel spielen, wäre es nett, wenn wir uns für diesen Moment normal unterhalten könnten."
Er schaute etwas bedrückt und nickte, „Ich freue mich eben schon, und..."
Sie unterbrach ihn „6 Stühle, wir sind doch nur vier Spieler."
Lars nickte, „Ja, da kommen noch zwei Freunde von mir, die wollen auch gerne mitspielen, der eine ist ein Kleriker und der andere ein Kämpfer."
„Gut, dann haben wir wohl heute mal die Chance, das Ende des Abenteuers zu überleben !" Sie schaute ihren Freund erwartungsvoll an.
„Wie? Ich habe euch doch bisher immer überleben lassen.
„Sicher. Wir vier starben immer, dein Nichtspieler-Charakter hat die Monster niedergemetzelt und uns zum Leben wiedererweckt, wenn alles vorbei war.
Lars schluckte nervös, ,,Das wird heute alles ganz anders, mein NSC spielt nicht mit!"
„Fein, dann können wir also mal machen, was wir sonst nicht dürfen?"
„Was soll denn das schon wieder heißen ?"
„Dein dämlicher Paladin, der über uns wacht, als ob wir Kinder seien die er zu hüten hatte. Der uns ewig bevormundet..."
Ein Klopfen gegen die Scheibe ließ sie inne halten. Draußen standen zwei Jungen und ein Mädchen.
„Laß uns dies auf später verschieben !", murmelte Lars und ließ die anderen drei rein. „Kommt rein, eure Charaktere warten schon auf euch."
Die drei begrüßten die beiden und gingen zielstrebig auf ihre Plätze zu. „Nanu ?", meinte Anja, und deutete auf die beiden zusätzlichen Stühle. „Da kommen noch zwei !" erklärte Diane, die ihrem Freund noch einen kurzen, säuerlichen Blick zuwarf und dann auch setzte.
Lars öffnete wieder die Tür und ließ zwei weitere Jungen rein, die kurz mit ihm redeten und sich dann auch setzten. Er zog den Vorhang wieder zu und ging mit stolzem Schritt zu seinem Platz, dem Stuhl am Kopf des Tisches.
„Seid willkommen, teure Abenteuerer von Tromothan. Laßt uns beginnen..."
Der Wald war nicht sonderlich düster, vielleicht etwas dunkel, aber er schien doch einladend. Sharak, der Waldläufer aus Rakuna sammelte noch etwas Reisig zusammen und türmte es auf. „Für den Abend!" meinte er knapp zu Xanara der Magierin aus Roginawo, die argwöhnisch seine Bewegungen betrachtete.
„Du vertraust also meinen Schutzsprüchen nicht, Sharak ?," sie schaute ihn scharf an.
Sharak erhob sich und schaute ihr mit einem festen Blick in die Augen. „Ich erinnere mich noch an die Nacht, wo wir von den wilden Bäumen angegriffen wurden, und..."
„Da kannte ich nur den halben Schutzspruch, mittlerweile hab' ich den ganzen Spruch gelernt, und außerdem..."
Sharak sah sie scharf an, „Solltest du dich in anderen Farben kleiden, als in Rot!"
Xanara erhob sich und meinte knapp, „Rot ist die Farbe der Neutralität, ich als Magierin der Neutralen Gilde, habe sie zu tragen...
Sharak grinste müde, „Und wann erhaltet ihr Roben und nicht solche roten Fetzen, die nur das Wichtigste verhüllen?
Xanara wollte gerade etwas erwidern, da erhob sich die Stimme von Serena, die eine Magierin aus Exodus war.
„Sharak ! Wann lernst Du endlich, daß die Roben für die männlichen Magier bestimmt sind? Wir, die weiblichen haben nicht das Recht sie zu tragen."
Sharak musterte Serena kritisch, „Und warum trägst du diese Mischfarben."
Serena seufzte, ,,Das habe ich dir schon 100 mal erzählt, die gehöre keiner speziellen Magiergilde an, sondern habe mich auf das Zaubergebiet Beschwörung/ Illusion spezialisiert. Und dieses Gebiet wird durch meine Tracht symbolisiert. Aber du hast ja nur Wälder und deren Tiere im Kopf..."
„Pssst..." kam es von Hergan, dem schweigsamen Kämpfer, der die ganze Zeit nur da gesessen hatte und sein Schwert polierte. „Da kommt jemand !" Er bedeutete den dreien zu verschwinden.
Xanara griff in ihren Beutel, warf etwas hoch, murmelte etwas und verschwand urplötzlich. Sharak verschwand hinter einem Baum. Serena umfaßte ihr Armband an der linken Hand und murmelte etwas, auch sie verschwand.
Lediglich Hergan blieb sitzen und schärfte sein Schwert weiter. Das Rascheln wurde lauter, schließlich kämpften sich zwei Personen aus dem Dickicht. Laut fluchend setzten sie ihren Weg fort. Der linke war in eine Kutte gehüllt, der rechte hatte Felle über den Körper, ein Holzschild und eine Axt dabei, mit der er ab und zu auf das Dickicht einschlug.
Sharak lugte kurz hinter einem Baum hervor, „Den mach ich nieder!" murmelte er.
Die beiden Personen kamen näher, schließlich sahen sie Hergan am Boden sitzen, schauten sich kurz an und marschierten auf ihn zu. Hergan beachtete die beiden nicht weiter, sondern schliff seelenruhig sein Schwert. Die beiden kamen vor ihm zum Halten.
„Sei gegrüßt, Fremder!" meinte die Person in der Kutte „Dich scheint mein Gott Foxen geschickt zu haben, wir irren jetzt schon eine halbe Ewigkeit durch diesen Wald und finden einfach nicht heraus.
Hergan schaute auf, „Wie ist dein Name, Kleriker und wer ist der Kerl, neben dir?
„Oh verzeiht", ein Lächeln spiegelte sich auf den Lippen des Klerikers, „Ich bin Klevorn, Kleriker aus Felswogen und der edle Recke neben mir ist Rasgon, ein bekehrter Barbar, der mir die ewigeTreue geschworen hat."
Rasgon gab ein tiefes Brummen von sich und umfaßte seine Axt mit beiden Händen.
Hergan musterte die beiden eingehend, „Und warum spricht Rasgon nicht selbst ?"
Klevorn blieb weiterhin freundlich. „Rasgon spricht nicht die Gemeinsprache, er spricht barbarisch und sonst nichts." Klevorn gab einige grunzende Laute von sich und schaute Rasgon erwartungsvoll an, dieser grunzte ebenfalls und lockterte seinen Griff.
„Nun denn, Hergan der Schweigsame sitzt vor euch, der Waffenmeister Sulfur aus Wolpa war mein Meister." Wie zum Beweis erhob er sich und schwang sein Schwert kunstvoll durch die Luft.
„Wir suchen die Ruinen von Alt-Lakatien! Sagt, könnt ihr uns den Weg weisen!" sprach Klevorn weiter und hielt sein heiliges Symbol hoch. „Ich spüre, daß hier noch jemand ist." Er sprach wieder diese brummenden Laute und Rasgon schaute sich mit drohender Axt um.
„Keine Sorge," beschwichtigte Hergan die beiden, „wir wußten nur nicht, wer ihr seid, da haben sich einige von uns verborgen. Kommt raus, die sind harmlos."
Während Klevorn wieder diese brummenden Laute von sich gab, erschienen Xanara und Serena aus dem Nichts und Sharak trat hinter dem Baum hervor.
Klevorn und Rasgon waren nicht schlecht erstaunt. „Kommen noch mehr?" meinte Klevorn und betrachtete Xanara intensiver.
Sharak übernahm das Wort, „Nein. Ich bin Sharak, Waldläufer aus Rakuna, dies ist," er deutete auf Serena, „Serena, Magierin aus Exodus."
„Sehr erfreut!", erhob sich Klevorns Stimme und hob preisend seine Hände, „Möge Foxen dich schützen."
„Und dies ist Xanara, Magierin der Neutralen Gilde aus Roginawo."
Klevorn besah sich Xanara und hob erneut seine Hände, während sein heiliges Symbol hell erstrahlte, „Möge Foxen uns schützen."
Hergan erhob sich und schaute den Kleriker düster an, „Gewährt uns dein Gott keinen Schutz oder ist dein Gott nur für Magier?"
„Oh, nein! Natürlich nicht.!" Klevorns Gesicht wurde wieder ernst, „Möge Foxen euch schützen, edle Krieger" sprach er mit segnender Hand.
Schließlich ergriff Serena das Wort, „Was wollt ihr bei den Ruinen von Alt-Lakatien?"
Klevorn erwiderte „Die letzten Heiligtümer meines Gottes aus den Ruinen bergen und in den Tempel nach Zyr bringen. Wenn ihr mich auf meine Reise unterstützt, so wird euch mein Gott eine Gnade erweisen. Ich werde euch mit 25 Goldmünzen pro Tag entlohnen, sofern unsere Expedition erfolgreich verläuft.
Sharak nickte, „Der Segen deines Gottes ist mit egal, doch für die 25 Goldmünzen pro Tag, bin ich gerne bereit euch zu unterstützen. Zählt auf mich!"
Hergor, Serena und Xanara tauschten Blicke aus und meinten schließlich, „Wir auch!"
Da saßen sieben Personen im abgedunkelten, von Kerzen beleuchteten, Raum. Ab und zu hörte man Würfel rollen, sich gegenseitig Worte zuwerfen und eifrig Radierungen auf den Zetteln machen. Über den Spielern wachte der Dungeon-Master mit hellen, glänzenden Augen und erhob wieder seine Stimme. „Gut, die 6 Orcs, 3 Goblins und 2 Oger sind tot. Jeder von euch erhält dafür 380 Erfahrungspunkte, sowie 3 Goldmünzen, 2 Platinmünzen und 8 Silbermünzen. Außerdem findet ihr ein Paar Handschuhe, einen silbernen Ring und eine goldene Halskette.
Gordon, der Klevorn spielte, meinte sofort, „Ich nehme den Ring."
Frank, der Spieler von Rasgon, nahm die Handschuhe und Anja, die Xanara verkörperte, nahm die Halskette.
Wieder erhob sich die Stimme von Lars.
Die große Gruppe wanderte immer noch durch den Wald. Hergor hatte einige Blutspritzer an seinem Kettenhernd und einige Schürfwunden im Gesicht, Rasgon hielt nur noch seine blutige Axt und hatte ebenfalls einige Rißwunden. Serena hatte eine schmutzige, blutige Binde an ihrem linken Arm, Sharak einen blutigen Verband an seinem rechten Oberschenkel und Xanara Striemen im Gesicht. Lediglich Klevorn war unverletzt, doch alle wirkten müde und verbraucht.
„Ich kann nicht mehr!" jammerte Serena und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren blutenden Arm, auch Sharak ließ einige fluchende Worte über seine Beinwunde los.
Klevorn besah sich die Gruppe kurz und meinte, „Nun gut. Rasten wir etwas. Vielleicht geht es danach wieder besser."
Die acht ließen sich fallen. Xanara murmelte geistesabwesend, „Ich brauche Schlaf, meine Zauberenergie ist fast verbraucht." Serena stimmte ihr zu, „Mir geht es nicht anders, die Oger haben sehr viel einstecken können."
„Der Metallgehalt meines Schwertes war ihnen dann aber doch zuviel" meinte Hergor grimmig und grunzte Rasgon was zu. Rasgon erhob seine Axt, nickte und grunzte zurück.
Klevorn stand mit ernster Miene auf und besah sich die Gruppe, ,,Nun gut, laßt uns hier über Nacht rasten. Ich..." weiter kam er nicht, er deutete zu einer kleinen Waldgruppe und hockte sich hin. „Gestalten!" murmelte er leise.
„Du spinnst wohl !" schrie Diane Lars an. „Schon wieder Feinde! Ich habe noch 7 Lebenspunkte, Anja gerade mal 4. Den einzigen, den es noch gut geht, ist er. Sie deutete auf Gordon. „Was unternehmt ihr!" kam es von Lars kühl...
Die acht versteckten sich hinter Bäumen und verharrten still. Schließlich näherten sich zwei Gestalten in Grau, die mit Dolchen und Messern bewaffnet waren.
,,Ich hab' hier was gesehen!", flüsterte die eine grau gekleidete Gestalt, die eine Frau war.
Plötzlich tauchte Rasgon vor' ihr auf und ließ seine Axt niederschnellen, die Frau tauchte zur Seite weg und hatte auf einmal Serena vor sich stehen. Noch bevor Serena reagieren konnte, hatte sie den Stahl des Diebesdolches in ihrem Bauch. Sie sackte in sich zusammen. Hergor trat aus dem Schatten eines Baumes hervor und stieß der Diebin von hinten sein Schwert in den Rücken. Die Diebin erstarrte, ihre Augen weiteten sich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stürzte sie zu Boden und starb.
Sharak hatte sich auf den Dieb gestürzt, doch der war flinker, als es anfangs schien. Urplötzlich hatte er einen zweiten Dolch in der Hand, der immer wieder in Sharaks Brust fuhr, bis endlich Rasgons Axt dem Dieb in den Rücken flog und dieser in einer Bewegung innehaltend vorne über klappte.
Xanara war zu Serena gestürzt und betrachtete sie schockiert. ,,Schnell, Serena stirbt !" schrie sie.
Klevorn stand bereits hinter ihr und schob sie beiseite. Er legte seine rechte Hand auf die Dolchwunde, unfaßte mit der linken Hand sein Symbol und murmelte leise seltsame Worte. Als er die Hand wieder wegnahm, war die Wunde geschlossen. Leicht geschwächt erhob er sich und beugte sich zu Sharak runter, jemand hielt ihn zurück.
,,Sharak ist tot !," murmelte Hergor leise und ging weiter. Klevorn stand auf und folgte ihm wortlos.
,,So, das war es für mich!" Theo, der Spieler von Sharak, erhob sich von seinem Platz, zerriß seinen Bogen und verließ stocksauer den Raum.
Lars schaute ihm nicht nach, er war immer noch zu sehr im Spiel vertieft.
Klevorn konnte Hergors bösen Blicken nicht entweichen. ,,Wo ist dein Foxen, Klevorn? Warum hat er Sharak nicht geschützt?" Hergor hielt sein Schwert an Klevorns Brust.
Klevorn schaute Hergor ernst ins Gesicht. ,,Er hat nicht geglaubt, Hergor. Foxen schützt keine Ungläubigen. Nimm dein Schwert runter, sonst wird Rasgon deinen Schädel in zwei Hälften spalten.
Hergor ließ sein Schwert fallen und ging niedergeschlagen zu Xanara, die Serena versorgte. Serena selbst schlief oder war ohnmächtig. Zumindest ging ihr Atem gleichmäßig. Hergor betrachtete sie stumm. ,,Was sie wohl gerade träumt ?" dachte er...
Serena wußte nicht wo sie war, aber sie befand sich in einem sehr hellen Wald. Einem strahlend hellen. Aus der Helligkeit schritt eine weiß-gekleidete Person auf sie zu. Sie wirkte gütig, und war von Helligkeit umgeben. ,,Serena, willst du deine Mission erfolgreich beenden, so mußt du dich vom Bösen entbinden, und dem Guten zuwenden."
,,Aber ich bin doch neutral!" Serena griff sich an ihre Bauchwunde, sie war weg.
,,Entscheide dich bald. Dein Zustand kann die Neutralität nicht lange halten, wende dich dem Guten zu und nicht dem Bösen..."
,,Aber..." noch ehe Serena etwas sagen konnte, war die Person verschwunden und alles um sie herum war dunkel.
Diane zuckte hoch. Sie war eingeschlafen, wie lange sie geschlafen hatte, wußte sie nicht, doch als sie aufwachte, hörte sie Lars Stimme laut klingen, „Der nächste Morgen ist angebrochen. Alle fühlen sich wieder frisch und erholt. Serena bemerkt, daß sie alle Lebenspunkte zurückerhalten hat." er lächelte Diane zu, doch Diane sah ihn nicht, ihr Blick haftete auf Gordon, der sie stumm und mitleidig anschaute.
Die Gruppe hatte die Ruinen an Nachmittag erreicht. Erschöpft und mit neuen Verletzungen lagen sie im verwilderten Teil des Tempels.
Klevorn, der immer noch unverwundet schien, erhob seine Stimme und pries Foxen. ,,Oh, Foxen. Ich danke dir, daß ich meine Mission zur Hälfte erfüllen konnte, gib mir die Kraft auch den Rest der Mission erfolgreich zu beenden." Er spürte auf einmal Hände, die sich ihm von hinten näherten. Er schaute sich um und sah in Serenas Augen.
,,Komm !" murmelte sie," ich will mich bei dir bedanken..." Sie zog Klevorn hinter eine eingestürzte Mauer und wollte ihn küssen.
,,HALT !" schallte Lars Stimme durch den Raum. ,,Klevorn darf sich nicht küssen lassen, er hat seine Liebe Foxen zu schenken."
Gordon schaute Lars scharf an, ,,Mein Gott, will daß ich seine Liebe weiterverbreite, wie ich dies praktiziere, interessiert ihn nicht !"
Lars bemerkte erst jetzt die Blicke, die die beiden sich des öfteren zuwarfen. Sein Gesicht verfinsterte sich.
Serena und Klevorn lagen ineinander verschlungen hinter der Mauer und liebkosten sich, als plötzlich ein lauter Knall ertönt. In der Mitte des Tempels steht eine schwarzgekleidete Person und ihre Stimme tönt laut „Ich bin der Herr der Schatten dieser Ruinen. Wer wagt es, die Ruhe dieses Ortes zu stören ?." Rasgon stürzte mit einem gigantischen Urschrei auf die schwarze Gestalt los, seine Axt gefährlich schwingend. Der Magier hob kurz seine rechte Hand und die Axt flog aus Rasgons Hand. Scheppernd landete sie vor der eingestürzen Mauer. Rasgon wich wütend grunzend zurück.
Xanara fummelte an ihrem Beutel rum, und bekam die Kette zu fassen, die sie den toten Orks abgenommen hatte. Einen leisen Spruch murmelnd legte sie die Kette an, ,,Hoffentlich ist es eine Schutzkette." Kaum hatte sie die Kette umgelegt, zog sich diese um sie zusammen und würgte sie.
Hergor ging ruhig auf den Magier zu, sein Schwert nach unten gerichtet. ,,Wir sind Wanderer, müde und erschöpft. Gewähre uns bitte für diese Nacht die Erlaubnis hier zu schlafen."
Xanaras Röcheln drang an sein Ohr. Er schaute kurz hinter sich und sah Xanara zum Boden sinken. Blitzschnell wirbelte er herum und trieb sein Schwert in die schwarze Gestalt, doch diese war weg.
Bestürzt rannte er zu Xanara und bemerkte die Kette, die sich tief in ihren Hals geschnitten hatte. Blut floß heraus. ,,Eine verfluchte Halskette." Angeekelt wandte er sich wieder um und schrie nach Klevorn. Ein schwarzer Schatten legte sich über ihn, er blickte nach oben und sah in das Gesicht des Magiers. Hergor schrie auf und konnte sich im nächsten Moment nicht mehr bewegen. Mit starren Augen und offenen Mund sah er, wie der Barbar von seiner eigenen Axt angegriffen wurde, während der Magier erneut seltsame Gebärden machte. Ein schwarzgekleideter Kämpfer erschien aus dem Nichts und stürzte mit gezogenen Klingen auf Hergor zu. Das letzte was er sah, war die Axt, die in Rasgons Bauch steckte, bevor ihm blitzender Stahl sein Leben stahl.
,,Vielen Dank !" murmelte Vicor, den Charakterzettel von Rasgon zerreißend.
,,Finde ich auch!" grummelte Anja, die ihren Bogen zerriß. Die beiden wandten sich zur Tür zum Gehen. ,,Wartet!" Holger, der ungläubig Lars betrachtete, der von ihnen keine Notiz zu nehmen schien, zerknüllte seinen Bogen, ,,Du spinnst ja!" warf er Lars an den Kopf, der immer noch abwesend schien.
Der Ninja und der Magier schritten langsam und gefährlich auf Serena und Klevorn zu, dieser erhob sich bedrohlich. Sein heiliges Symbol umfassend, sprach er folgende Worte: „Di e dorjum, e magora est."
Lars schaute auf. ,,Den Spruch kenne ich nicht!"
Gregor hielt ihm seinen Spruchzettel hin und meinte knapp. ,,Lies!"
Lars überflog ihn. „Verbannung von Dämonen auf eine andere Existenzebene. Gut, ich wüfel eben den Rettungswurf aus. Der Magier und der Ninja müssen mindestens eine 12 würfeln, um deinen Zauber zu entgehen." Lars würfelte für den Magier. ,,14" meinte er selbstzufrieden, obwohl der Würfel eine 3 anzeigte. ,,Der Magier entgeht deinem Priesterspruch, und der Dämonenninja..." Er würfelte wieder. ,,19" lachte er, obwohl der Würfel 7 anzeigte. ,,Die beiden entgehen deinem so mächtigen Spruch von Foxen." lachte er. „ So, der Zauberer spricht die Formel: Lebewesen zu Stein. Eure Rettungswürfe, bitte." Gregor würfelte. Eine 4. ,,Versteinert", lachte Lars auf. Diane würfelte. Eine 15. ,,Beinahe. Eine 16 hätte ich gerettet, aber so, leider auch versteinert. Tja, der Magier und der Dämon lachen laut auf...
Gregor und Diane hörten ihm nicht mehr zu, gemeinsam verließen sie den Raum, Hand in Hand. Lars hätte es bemerken können, doch er grübelte noch über den Spruch nach. Endlich griff er zum Spielerhandbuch und schaute nach. „DEINEN Spruch gibt es gar nicht!" murmelte er selbstzufrieden. Er blickte auf, „Hey, wo seid ihr alle hin? Jetzt trifft nämlich Hector, mein Paladin, der euch immer zum Leben erweckt bei den Ruinen ein und bekämpft den Magier und Dämonen. Natürlich bekommt er auch ein paar Wunden ab, aber er..."
,,Stirbt!" lachte eine verzerrte, hallende Stimme aus dem Nichts.
Lars schaute sich langsam um, im Kerzenschein nahm er die leicht bläuliche Gestalt eines Ninjas wahr, der sein Ninja-To auf ihn niederschnellen ließ.
Andreas Fischer
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