Bastelvorschlag
2001-01
Mein eigenes Hardcover
Bastelvorschlag
- Dies ist eine Bastelanregung, die als mehrteilige Serie im Trommel-Newsletter veröffentlicht wurde. Nachmachen erlaubt - allerdings auf eigene Verantwortung! Probiert ggf. lieber erst einmal mit alten Zeitungen o.ä. bevor ihr wertvolle Exemplare aus Eurer Rollenspielsammlung versaut...
Mein eigenes Hardcover, selbstgemacht! - Teil 1: Das Cover
Ein Hardvover selbst machen? Vor wenigen Wochen noch reine Fiktion für mich. Doch dann bekam ich sehr günstig die sechs Hefte des noch aktuellen Midgard-Grundregelwerks in die Hand - und deren Umschläge zeigten schon einiges an Abrieb. Hmm. Die zu einem Hardcover zu binden wäre ja schon genial.
Also ins Internet eingeloggt, Suchmaschine auf "Buchbinden" angesetzt und schon 2000 Einträge später tatsächlich eine brauchbare Anleitung gefunden. Heute liegt ein - garantiert einmaliger - schwarzer Ledereinband vor mir.
Da ich die Unkosten möglichst gering halten wollte, habe ich bei beim Material ein wenig improvisiert. Zuerst braucht man stabile Pappe (ca. 2mm dick) die ich aus zwei ausgemusterten Aktenordnern mit einem Teppichmesser schnitt.
Dabei muß man beachten, daß jeder Deckel nachher an allen Seiten ca. 3-5mm überstehen soll, d.h. 6-10mm höher und breiter als die Heftseiten sein muß. Dazu kommt noch ein Streifen Pappe der gleichen Höhe, aber nur mit einer Breite von "Breite des Heftstapels plus 5mm". Diese drei Elemente legt man auf einer ebenen Fläche nebeneinander. Zum flexiblen Verbinden der Drei verwendet man ein Stück Leinen oder einen anderen dünnen, und festen Stoff (der sich gut mit der Pappe verkleben läßt). Naturfasern dürften stets die bessere Wahl sein, weil sie den Vielzweckkleber (z.B. Tesa-Flasche) besser aufnehmen.
Das Stoffstück sollte so breit sein, daß der Buchrücken ganz aufliegt, zu beiden Seiten 5 mm Lücke bleibt und, die Auflagefläche der Buchdeckel mindestens 2cm beträgt. Wenn das ganze getrocknet ist, sollte das ganze bereits grob an ein Cover erinnern und dank des Stoffs flexibel klappbar sein.
Die Skizze zeigt die Positionierung der drei Cover-Pappen und des Stoffstücks. Pappe wird mit Kleber bestrichen und auf Stoff gedrückt (Falten ggf. glattstreichen). Lücken (ca. 5mm) z.B. mit einer Kugel- schreiberspitze auf richtiges Maß bringen.
Mein eigenes Hardcover, selbstgemacht! - Teil 2: Der Innenteil
Diesmal geht's um den Innenteil. Kurz gesagt, gilt es die Hefte/Seiten für Nadelstiche zu löchern, in einer Art Kreuzstich je zwei nebeneinander liegende Hefte oder Seiten zu vernähen, und mit Leim sowohl die Heftrücken miteinander, sowie mit einem weiteren Stück Stoff (Leinen) zu verkleben.
Für Hefte (wie in meinem Fall), Papierbögen und einzelne Blätter habe ich mir verschiedene Ansätze überlegt. Hefte und Papierbögen (z.B. DIN A3 gefaltet) können gleich behandelt werden. Man legt alle Hefte/Bögen paßgenau übereinander, und spannt diese Anordnung zwischen zwei Holzbrettchen FEST ein. Der spätere Buchrücken muß ein wenig (ca. 5mm) vorstehen, denn in ihn werden mit einer Säge (am besten Metallsäge) acht senkrechte Schnitte gesägt.
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Dadurch entstehen in den Heftrücken Löcher, durch die dann der Faden gezogen werden kann. Nach dem Sägen wird die Einspannung wieder entfernt und die Hefte von Klammerung und Softcover befreit. Nochmal schnell die richtige Reihenfolge der Bände geprüft, dann nimmt man sich die mittleren beiden Hefte vor und vernäht sie mit festem hellem Garn (Heftgarn). Dabei darauf achten, daß die Verknotungen immer außen sind und die 'Brücken' zwischen den Heften senkrecht sind, damit die Hefte nicht gegeneinander verrutschen. Man fängt auf einer Seite an und arbeitet sich im Wechsel einmal zur anderen Seite und zurück. Zwischendurch das Garn so stramm ziehen, daß die Brücken stramm sitzen, aber die Hefte im Verbund noch wie geplant übereinander liegen, ohne eine Krümmung zu bilden. Hat man die ersten beiden Hefte angemessen vernäht, nimmt man sich ein drittes Heft und vernäht es wie oben mit dem daneben liegenden... Beim Vernähen darauf achten, daß Knoten immer außen sind, wo später verklebt wird. Der Leser darf nachher beim Lesen nur Fadenbrücken sehen. Bei den ersten beiden Heften von einem Ende zum anderen arbeiten. Am Ende einen kleinen Knoten machen und ein drittes Heft anlegen. Auf die gleiche Weise mit dem anliegenden Heft verbinden... bis schließlich alle Hefte miteinander verbunden sind. Dabei werdet ihr manche Löcher und manche Stege öfter benutzten, aber das ist nicht so wild.
Will man statt Hefte oder Papierbögen, Einzelblätter zu einem Band vereinen, kann man den Blattstapel wie oben einspannen. Statt zu sägen, werden mit einem entsprechend dünnen Bohrer (1mm) entlang der Rückenkante Löcher gebohrt, durch die das Garn in einer Art Spirale durchgezogen wird (ggf mehrmals hin und zurück). Um einen gleichmäßigen Abstand der Löcher von der Blattkante (Abstand vom Rand, je nach Blattstärke, ca. 5mm) hin zu bekommen, zeichnet man sich vorher eine Linie mit Lineal an. Wenn ihr sauber Durchbohren wollt, müßt ihr entweder in die untere Holzplatte Bohren oder unten z.B. eine zusätzliche Schicht aus stabiler Pappe einlegen, in die gebohrt werden kann.
Die vernähten Hefte/Bögen/Blätter sollte man jetzt auf ihre Lesbarkeit prüfen und darauf ob der Buchrücken der vernähten Bände eine gerade Fläche bildet.
Nun ein weiteres Stück Leinen zurechtschneiden, das zu allen Seiten des Buchrückens ca. 3cm (oben/unten) bzw. 5cm (Seiten) übersteht. Nun trägt man den Leim oder anderen geeigneten Flüssig-Kleber (z.B. TESA) dick mit einem Pinsel auf und tupft ihn auch zwischen die Seiten. Dabei darauf achten, daß der Klebstoff nicht weiter dringt als die Garnnaht.
Bei Heften bilden sich Rillen, in die sich der Kleber gut einlagern läßt.
Dann legt man den (ggf. ebenfalls an der Kontaktstelle mit Klebstoff bestrich- enen) Stoff auf die Klebestelle und drückt beides ca. 5 Minuten fest zusammen. Diese Klebestelle über Nacht austrocknen lassen.
Bei der Auswahl des Klebers ist darauf zu achten, daß dieser im ausgehärteten Zustand noch einigermaßen flexibel bleiben sollte. Ggf. vorher ein Stück Stoff mit Kleber tränken/bestreichen und eine Nacht trocknen lassen. Als geeignet erwiesen sich bislang Patex, Tesa-Flasche und leicht mit Wasser verdünnter Leim. Wie immer gilt: versuch macht kluch!
Mein eigenes Hardcover, selbstgemacht! - Teil 3: Kombinieren
So, nun sollten wir einen Cover-Rohbau und einen mit Stoff verleimten Innen- teil vor uns liegen haben. Bitte achtet darauf, daß alles gut getrocknet ist und der Kleber die Innenseiten wirklich stabil mit dem Stoff verbindet. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Stoff an einigen stragtegisch günstigen Punkten (oben/unten) zusätzlich mit den Garnbrücken vernähen/verknoten.
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Beim Trocknungsprozess ist UNBEDINGT darauf zu achten, daß der Innenteil nicht an den Klebestellen oder durch leichtfertigen Umgang mit dem Klebstoff, die mit dem Cover verklebt. Zum Einstreichen mit Klebstoff eignet sich auch hier wieder ein Pinsel, den man immer sofort nach Anwendung auswaschen sollte.
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Sieht doch schon fast wie ein Buch aus, oder? Zwar noch ein wenig wie alter Aktenordner mit Leinen, aber das wird schon noch...
Ach ja, nboch ein Tip: Solltet ihr, wie ich, ebenfalls dickeres Leder für den Umschlag verwenden wollen, so umklebt vor dem Zusammenbau noch schnell oben und unten (Stellen zwischen den §-Zeichen) den Pappstreiben, der als Buch- rücken dient - z.B. mit edlem Papier oder etwas Stoff (z.B. Samt), denn dort läßt sich das dicke Leder nacher nur schlecht einklappen.
Letzter Teil: Cover verkleiden
Für diesen Teil, solltet ihr Euch schonmal ein geeignetes Material suchen.
Eignen tun sich schönes Papier bis Pappe (muß noch gut faltbar seit!), Stoff, selbstklebende Plastikfolie, irgendwelche anderen geeigneten Materialien oder, wie in meinem Fall, Leder. Wenn man das im Laden kauft, kann das recht schnell recht teuer werden, oder ihr bekommt so einen brüchigen Schrott von einem mißlungenen Gerb-Experiment.
Bei mir kam - bitte nicht lachen - eine alte Lederhose zum Einsatz, die irgendwann kaputt ging, aber aus Sentimentalität immer noch im Schrank lag.
Ein entsprechend großes Stück fand ich in den Hosenbeinen (ich hatte Glück, d.h. bei mir reichte für den Umschlag eines aus). Hört sich witzig an - sieht aber jetzt, wo es fertig ist (gerade auch wegen der Naht), ziemlich urig aus. Ich hatte beim Zerlegen Glück, ein Stück aus einem Hosenbein herauszubekommen, daß vom Ausmaß her meinem Cover entsprach - plus der notwendigen zwei Zentimeter zum Umklappen und innenseitigen Verkleben. Aber auch eine auf dem Speermüll stehende Ledercouch könnte ein entsprechend großes Stück liefern.
Mit einer stabilen Allzweckschere läßt sich das Leder recht gut schneiden. Am besten vorher einen Umriß mit dem einzukleidenden Cover aufzeichnen und auf allen Seiten bereits erwähnte 2cm überstehen lassen.
Leder auf glatter Fläche auslegen, erst eine Seite des Covers mit Kleber (Eignung für Leder&Pappe!) bestreichen, leicht antrocknen lassen, dann diese Fläche auf das Leder legen und ca. 5 Minuten AKTIV glattstreichen um alle Luftblasen zu zerdrücken. Dann den Buchrücken verarbeiten und zum Schluß die zweite Coverseite.
Beachtet, daß das Cover im geschlossenen Zustand etwas mehr Fläche hat, als im aufgeschlagenen Zustand! Daher muß das Andrücken und -trocknen des Buchrückens und zweiten Seite im GESCHLOSSENEN Zustand erfolgen! Beschwert die Anordnung am besten mit Gewicht und laßt das Ganze eine Nacht trocknen.
Dann schlägt man die überlappenden Seiten um und verklebt auch diese. An den Ecken muß man vor dem Umfalten eine Ecke reinschneiden - probiert das ggf. vorher mit einem Stück Papier aus, wenn ihr Euch das nicht vorstellen könnt!
Den Abschluß bilden zwei, ggf. leicht zugeschnittene, Blatt Schmuckpapier. In meinem Fall wurde "Elephantenhautpapier" verwendet, die man auf die Innenseiten der Cover klebt. Bitte bei JEDEM Kleben darauf achten, daß ihr den Innenteil nicht verschmutzt! ... Das war's eigentlich gewesen!
Spielerisch veranlagte Leute können das ganze natürlich noch mit Metallecken oder anderen Flachen Metallbeschlägen (ggf. inkl. Schloß) verzieren. Solche Accessoires erhaltet ihr bei entsprechenden Leder- oder LARP-Ausstattern und vielleicht sogar bei einem gut sortierten Schuster.
Viel Spaß mit Eurem neuen, ganz persönlichen Hardcover!
Dogio the Witch |