Das Reich der Sterne oder Midgard Stars
2001-01
Rettungskreuzer Ikarus 1-4
| Name: Rettungskreuzer Ikarus 1-4 Art: SciFi-Roman Preis: je 13 DM Kontakt:
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- Infotext aus Trommel #51:
Was eigentlich als Multiplayer-Spiel im Internet gedacht war scheiterte am Ausscheiden des Programmierers. Das bis dahin fertiggestellte Spielmaterial wurde jedoch nicht weggeworfen, sondern von den flexiblen Autoren zu einer Fortsetzungs-SciFi-Serie umgeschrieben, die mit Arkham Press einen engagierten Herausgeber fand. Mittlerweile hat das Autoren-Team Dirk van den Boom, Sylke Brandt, Martin Kay und Irene Salzmann bereits den vierten Band der Reihe veröffentlicht. "Rettungskreuzer Ikarus" ist das einzige Schiff, daß der strafversetzten Sally McLennane auf ihrem Außenposten zur Verfügung steht.
Statt einer Spitzencrew stellt die Mannschaft der Rettungsabteilung aus Geld- mangel nur eine Mischung aus gescheiterten Existenzen dar. Ein Ex-Alkoholiker, eine Neurotikerin, ein Wissenschaftler mit Gedächtnisverlust, ein Robotiker samt Pilot-Droiden und ein baumähnliches Wesen, das auf der Ikarus sein Praktikum absolviert. Die ersten vier Ausgaben sind vierteljährlich erschienen. Manuskripte liegen bereits bis Ausgabe #9 vor, das Exposé steht bis #20. Bei anhaltendem Erfolg sollen die Bände sogar im Zweimonate-Takt erscheinen.
Ergänzt wird der Roman-Zyklus durch das „Rettungskreuzer Ikarus Magazin", in dem die Fans zu Wort kommen, das kreative Team in Wort und Bild vorgestellt wird und weitere interessante Informationen zu lesen sind. Alle bisher erschienenen Romane sind übrigens in sich abgeschlossen.
Quelle: Dogio über Irene Salzmann (irene.salzmann@-SPAMSCHUTZ-freenet.de)
Band 1, Die Feuertaufe (Dirk van den Boom)
Die Handlung spielt in einer fernen Zukunft. Menschliche und nichtmenschliche Zivilisationen tummeln sich im Weltraum, betreiben Handel und Forschung, lieben und streiten sich - mit anderen Worten - es wird das gesamte Spektrum abgedeckt, was sich an Freud und Leid im Umgang miteinander ergeben kann.
Das freie Raumcorps, eine Föderation von Schiffskapitänen, kleineren Handelsorganisationen, großen Konzernen und Planeten, die für gegenseitigen Schutz und Unabhängigkeit eintritt, lässt auf der an der Randzone des erforschten Weltraums befindliche Raumstation Vortex Outpost, deren Bedeutung im Laufe der Jahre zunehmen wird, wie man beim Raumcorps vermutet, eine kleine Rettungsabteilung installieren, um für Notfälle gewappnet zu sein. Dabei wurde auf die Kosten geachtet, was dazu führte, dass eine recht illustre Besatzung für den einzigen zur Verfügung stehenden Rettungskreuzer des Raumcorps angeheuert wird. Ironischerweise taufte man den Rettungskreuzer auf Ikarus, wovon die SF-Serie ihren Namen bezieht.
Der Leser lernt im 1. Band die einzelnen Crewmitglieder näher kennen, die mehrheitlich auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken können. Die Mannschaft besteht aus dem Captain, einem ehemaligen Mitglied der Raummarine des kaiserlichen Imperiums, welcher aufgrund eines Fehlers sein Kommando verlor, woraufhin er dem Alkohol verfiel. Er wurde "trockengelegt" und für diesen Job angeheuert.
Der Bordarzt, ein exzellenter Biologe und Mediziner, allerdings mit moralisch niedrigen Wertvorstellungen versehen, war in ein illegales Experiment verstrickt, was ihm den Rausschmiss und eine Gehirnlobotomie einbrachte. Die fachliche Qualifikation hat dadurch nicht gelitten. Dafür hat er aber anderweitig Schäden davongetragen.
Die Chefingenieurin verursachte in der Vergangenheit durch Schlamperei die Zerstörung eines Schiffes, für das sie verantwortlich war, und ist nun mit Schuldgefühlen förmlich überladen. Diese Aufgabe kam ihr gerade recht, da sie hofft, durch verstärkten Einsatz einen Teil ihrer Schuld abbüßen zu können.
Auch ein außerirdisches Wesen verstärkt die Crew - ein Pentakka, der wie ein wandelnder Strauch aussieht, und Student für Xenobiologie - ein manchmal etwas nerviges Mitglied der Besatzung.
Als Navigator fungiert ein Droide, dessen Konstrukteur gleich mit aufgekauft wurde, weil dessen Firma bankrott ging.
Die Leiterin der neugegründeten Rettungsabteilung wurde auf die Station quasi strafversetzt, weil sie einigen Leuten zu unbequem geworden war.
Beim Schiff selbst, der Ikarus, handelt es sich um einen ausgemusterten leichten Kreuzer, welcher zwar eine veraltete Technik aufweist, sich ansonsten aber in gutem Zustand befindet.
Wie der Name des 1. Bandes - Feuertaufe - bereits vermuten lässt, wird die noch untereinander nicht eingespielte Mannschaft mehr oder minder unvorbereitet einem Einsatz zugeführt, der es in sich hat. Ein Raumfrachter gerät durch seine brisante Ladung in Schwierigkeiten und benötigt schnellstens Hilfe... Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Dirk van den Boom, der den ersten Band der Heftromanserie verfasst hat, führt den interessierten Leser behutsam in das Umfeld ein, in dem sich Rettungskreuzer Ikarus bewegt. Man lernt die beteiligten Charaktere kennen, erfährt etwas vom politischen Umfeld, und am Ende von Band 1 wird deutlich, dass politische Ränkespiele in den folgenden Bänden einen wesentlichen Einfluss auf das weitere Geschehen haben werden. Doch lassen wir uns überraschen...
Dirk van den Boom ist auch für die inhaltliche Koordination der Serie zuständig. Rettungskreuzer Ikarus erscheint vierteljährlich, wobei die einzelnen Ausgaben von jeweils einem Autor eines mehrköpfigen Teams geschrieben werden. Der Band Die Feuertaufe umfasst etwa 80 Seiten.
Man kann getrost sagen, dass der Start der Serie gut gelungen ist und Lust auf mehr macht.
Rettungskreuzer Ikarus ist auch im Internet vertreten: http://www.rettungskreuzer-ikarus.de/
Band 2, Das weiße Raumschiff (Dirk van den Boom)
Die Etablierung der neugegründeten Rettungsabteilung auf der Raumstation Vortex Outpost ist trotz erheblicher Schwierigkeiten (siehe Band 1 - Die Feuertaufe) gelungen. Und schon wird die Crew des Rettungskreuzers Ikarus auf ihre zweite Mission geschickt.
Arch Fullman, ein Asteriodenprospektor im Auftrag einer Gesellschaft, um Asterioden hinsichtlich einer kommerziellen Ausbeutung von Rohstoffen zu untersuchen, wird auf ein scheinbar abgestürztes Raumschiff aufmerksam und beschließt, der Sache nachzugehen. Das fremdartige Raumschiff hat eine ellipsoide Form und leuchtet durchgehend weiß. Neugierig untersucht er das Schiff und findet eine Einstiegsluke und gelangt in dessen Innere.
Ein automatisches Vermißtensignal beordert die Ikarus auf die Suche nach einem Asteriodenprospektor, da seine Routinemeldung an seinen Arbeitgeber ausgeblieben ist. Das kleine Raumfahrzeug des Vermißten ist schnell gefunden, und so bemerkt auch die Mannschaft der Ikarus das fremde weiße Raumschiff. Mit einem Bergungsboot der Ikarus landet ein Teil der Crew auf dem Asterioden und entdeckt ebenfalls die Einstiegsmöglichkeit in das abgestürzte Schiff. Erraten - Chief DiMersi, der Pentakka Thorpa und Dr. Anande betreten durch die Schleuse das Schiff, und damit fangen die Probleme an...
Im Vergleich zum Einführungsband der Heftromanserie Ikarus, der ebenfalls von Dirk van den Boom verfaßt wurde, geht es in "Das weiße Raumschiff" etwas weniger actiongeladen zu, was nicht heißen soll, daß die Crew der Ikarus in diesem Abenteuer weniger gefährlicheren Situationen ausgesetzt wäre. Im Mittelpunkt steht zweifelsohne die Konfrontation eines Teils der Mannschaft mit ihren ganz persönlichen Problemen, woran wahrlich kein Mangel besteht, wenn man bedenkt, aus welchen Charakteren sich die Crew rekrutiert. Hervorgerufen wird diese innere Reflexion durch den Kontakt mit dem ominösen weißen Schiff. Man ist als Leser schon gespannt, was sich hinter diesem Muster verbirgt, und deswegen werde ich es hier nicht verraten. :-)
Der heftübergreifende Bogen der Serie wird ebenfalls fortgesetzt. Während des Lesens wechseln die Schauplätze wie Schnitte in einem Film, und man erhält als Leser Einsichten, welche den Akteuren der Rettungsabteilung bislang verborgen bleiben. Die Feinde der Ikarus sind fleißig aktiv - die Intrigen gehen munter weiter.
Ein weiterer geheimnisvoller Akteur wird betritt die Bühne, der sich noch im Hintergrund hält und dessen Wesen und Ziele für den Leser völlig im Verborgenen bleiben. Man wird sehen, was sich daraus entwickelt. Die Story rund um den Rettungskreuzer ist interessant aufbereitet, und ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe, welche ich keinesfalls versäumen werde!
Band 3, Der Gott der Danari (Sylke Brandt)
Die Rettungsabteilung des freien Raumcorps hat die ersten Aufträge erfolgreich durchgeführt. Der Rettungskreuzer Ikarus hat sich als zweckmäßig erwiesen, und die Crew lernte sich während ihrer Einsätze besser kennen. Gemeinsam durchgestandene Gefahren schweißen bekanntlich zusammen.
Was erwartet die Rettungsmannschaft im vorliegenden Heftband?
Ein vor fünf Jahren verlorengegangenes Einmann-Forschungsschiff des Expeditionskonzerns "Neue Welten" sendet unerwartet ein automatisches Notsignal, nachdem man all die Jahre zuvor vergeblich nach dem Vermissten gesucht hatte. Die Ikarus findet das beschädigte Forschungsschiff treibend in der Umlaufbahn eines bewohnten Planeten vor. Es liegt die Vermutung nahe, dass sein Insasse - Leroc - der Sohn des Vorsitzenden von "Neue Welten", mit der Rettungskapsel auf dem Planeten, welcher als Danari kartographiert ist, notlanden konnte. Man begibt sich auf die Oberfläche des Planeten, und findet tatsächlich Hinweise auf den Vermissten.
Die Suche nimmt eine unerwartete Wende, als man leibhaftig auf den Gott der Danari trifft...
Im Gegensatz zu den beiden ersten Bänden ("Die Feuertaufe", "Das weiße Raumschiff"), welche von Dirk van den Boom verfasst wurden, war im vorliegenden Heftroman Sylke Brandt federführend, und sie macht ihre Sache gut. Abgesehen von der kleinen Ungereimtheit, dass automatische Notsignal erst mit fünf Jahren Verspätung gesendet wird, ist die Handlung schlüssig und gut zu lesen.
Der überwiegende Teil der Story beschäftigt sich mit den Vorkommnissen auf Danari rund um die Suche nach dem Vermissten. Der Planet ist mit Humanoiden bevölkert, und der Ort der Handlung stellt - nach irdischen Maßstäben - eine mittelalterliche Stadt dar. Die Crewmitglieder kommen mit den Einheimischen und deren Religion in intensiven Kontakt, mehr als ihnen lieb ist.
Dem heftübergreifenden Bogen wird, abgesehen vom Anfang von Band 3, keine Beachtung geschenkt. Der geheimnisvoll im Vorgängerband 2 eingeführte Lear erfährt hier keinerlei Erwähnung. Auch die Warnung, mit welcher das letzte Abenteuer seinen Abschluss fand, wird hier nicht weitergeführt. Dies wird wohl den nachfolgenden Ausgaben vorbehalten sein.
Es bleibt also spannend. Die Autoren werden für die Leserschaft wohl noch einiges auf Lager haben. Potential ist aus meiner Sicht genug vorhanden.
Band 4, Die Spielhölle (Irene Salzmann)
Die Etablierung der Rettungsabteilung des freien Raumcorps ist trotz erheblicher Schwierigkeiten gelungen. Die bunt zusammengewürfelte Mannschaft rund um die Leiterin der Abteilung - Sally McLennane, auf die bereits ein heimtückischer Mordanschlag versucht wurde, bewältigte trotz aller Intrigen und Gefahren die ersten Aufträge erfolgreich. Dass sich auf der Ikarus eine scharfe Bombe befindet, wissen zur Zeit nur die Feinde des Rettungscorps. Es ist also noch lange nicht ausgestanden...
Und schon steht eine neue Herausforderung an. Eine verruchte Station in einem eher unbedeutenden Sonnensystem, genannt "Die Spielhölle", ist auf Hilfe angewiesen. Eine kleine Raumyacht ist auf die Station gestürzt und hat beträchtlichen Schaden angerichtet. Es gibt viele Tote und Verletzte, und zahlreiche Süchtige, Drogenhändler, Zuhälter, Sklavenhändler, Mörder und andere Besucher der Vergnügungsstation warten nun darauf, evakuiert zu werden, bevor die havarierte Station selbst abstürzt. Die Mannschaft der Ikarus bereitet die Krankenstation und andere Räumlichkeiten für die Aufnahme einer großen Anzahl von Personen vor und macht sich schnellstmöglich auf den Weg. Es wird kein leichter Einsatz werden...
Die Gegner der Rettungsabteilung schlafen keineswegs, auch wenn es für die Crew der Ikarus diesmal keine Zwischenfälle dieser Art gibt. Auch das geheimnisvolle Wesen namens Lear wird wieder kurz erwähnt, ohne dass seine Absichten klarer werden.
Die Crew der Ikarus macht auf der Station die Bekanntschaft einiger äußerst interessanter Personen, unter anderem eine attraktive blauhäutige Vizianerin mit telepathischen Fähigkeiten und ihren Begleiter, einen Händler.
Zwei weitere geheimnisvolle Besucher und ein Spiel beschließen das spannende Finale des 4. Heftbandes der Heftromanserie.
Mit "Die Spielhölle" gibt Irene Salzmann ihr Debüt im Verbund eines mehrköpfigen Autorenteams, welches unter der Koordination von Dirk van den Boom in einem vierteljährlichen Rhythmus neue Ausgaben herausbringt. Irene Salzmann versteht es mit geschickter Feder, den Figuren authentisches Leben einzuhauchen, und die Crew wird dem Leser immer vertrauter - wie gute alte Bekannte. Die Story ist glaubhaft und schlüssig. Das Ambiente eines zwielichtigen Establishments einer illegalen Vergnügungsstation mit all ihren dazupassenden Besuchern und das durch den Unfall verursachte Chaos einer Evakuierung unter schwierigsten Bedingungen wird realistisch vermittelt. Erstmals kommt mit Shilla, der Vizianerin, eine spürbare Portion Erotik auf den Leser zu, und man bedauert es außerordentlich, sich am Ende des Bandes von der Telepathin verabschieden zu müssen.
Freuen wir uns auf den nächsten Band der Ikarus.
Peter Winter