Der Tross der Fogelvreien in Willich
2000-01
Hier fiel am Wochenende vom 22. bis zum 25. April 2000 der Troß der Fogelvreien ein und schuf in dem weitläufigen aber verwinkelten Park rings um das Schlößchen eine mittelalterliche Kulisse¸ in der man die hochtechnisierte Umwelt schnell vergessen konnte.
Nachdem man den Park durch einen der vielen Eingänge betreten hatte¸ empfingen einen schon die ersten mittelalterlichen Großzelte und Holzbauten¸ in denen ebenso mittelalterlich Gewandete ihrem Tagwerk nachgingen.
Das konnte Holzhacken sein¸ wie auch das Zubereiten des Essens und Handwerken.
Natürlich gab es bereits hier schon zahlreiche kleine Attraktionen¸ wie die beiden Falknerinnen mit ihrem Wolfshund und dem Frettchen oder die vielen Edelleute¸ die hinter langen Tischen thronten.
Neben den vielen offenen Zelten¸ in denen sich die Leute einfach aufhielten und nur wenig vom vorbeiziehenden Volk beirren ließen (aber gerne auf Fragen antworteten)¸ gab es natürlich auch eine Vielzahl von Verkaufsständen¸ die - und das muß man gutheißen - wirklich nur zum Ambiente passende Waren anboten. Wer nach einer Pizza oder einem Döner Ausschau hielt¸ suchte vergebens. Statt dessen gab es Knoblauchbrot (Fladen mit Kräuterquarkmischung¸ gerösteten Zwiebeln und Tomatensoße)¸ Gebratenes vom Schwein¸ Würste¸ Früchte¸ besondere Backwaren ((z.B. mit eingebackenem Speck)¸ Süßigkeiten¸ uvm. Passend dazu gab es natürlich Gerstensaft und (noch besser) süffigen Met aus dem Tonbecher¸ aber natürlich auch Alkoholfreies.
Bei den zahlreichen Händlern konnte man fast alles erwerben - von der Waffe oder dem Rüstungsteil¸ über Felle und Stoffe bis hin zum hölzernen Eßgeschirr. Meiner Meinung nach waren auch die Preise recht moderat¸ wenn man auch schon ein wenig Erfahrung bei der Auswahl mitbringen sollte¸ weil die Qualität doch sehr unterschiedlich war. Wer zu handeln versuchte und dabei auch noch gewandet war¸ war klar im Vorteil.
Die dritte Nische des kommerziellen Sektors füllten die "Erlebnis-Dienstleister". So bot ein Barbier vor seinem Zelt Rasuren an und an einem anderen Stand¸ dem Badehaus¸ konnte man sogar entkleidet in einen großen Badezuber steigen. Vermutlich wurde dieser Spaß jedoch nur von den Fogelvreien selbst genutzt.
Wer seine Rasur morgens in nur wenigen Minuten erledigt und auch hier diese Schnelligkeit erwartete¸ war im falschen Film. Der Barbier verstand es meisterlich sein Tun mit Unmengen von wissenswertem Geschwätz zu füllen und die Rasur damit für alle Umstehenden zum Erlebnis zu machen.
Ebenso erlebnisreich werden für die Kleinsten das Reiterturnier und das Karussell gewesen sein. Das Karussell erregte Aufsehen¸ weil es statt mit einem Motor¸ von zwei Kräftigen (meist Vätern) per Kurbel angetrieben wurde. Beim Reiter- oder Ritterturnier schlüpften je vier Kinder in die umhängbaren Pferde und ritten mit nach vorn gerichteter Lanze auf das bewegliche Ziel zu. Als Hauptpreis winkte ein hölzernes Schwert und die Ritterehre für alle die ihr Können bewiesen hatten.
Aber die bisher aufgeführte Liste wäre einem 'normalen' Mittelaltermarkt noch viel zu ähnlich. Richtig attraktiv wurde der Troß rund um das Schlößchen erst durch die zahlreichen Gaukler¸ Musiker¸ Schaukämpfer und Redner die für eine sehr dichte Atmosphäre sorgten. Besondere Attraktionen wurden mit Paukenschlag¸ Trommellei und Böllerknall angekündigt¸ so daß das Volk zusammenströmen konnte.
Eine große Bühne wurde dem Programm entsprechend mit magischen Vorführungen eines Fakirs¸ einer Entfesselungskünstlerin und den Klängen historischer Instrumente gefüllt. Auf einem umrahmten Stück Wiese kamen fast stündlich Schaukämpfer zusammen¸ die mit den unterschiedlichsten Waffenarten (z.B. Schwert¸ Stab und Morgenstern) gegeneinander antraten. Da dabei gute Technik mit viel Humor gepaart wurde¸ blieb kein Auge trocken. Durch das Waffenscheppern verschreckte Kinder wurden schon mal extra besänftigt. Überhaupt: sobald Unverständnis beim (meist jungen) Betrachter aufkam¸ scheuten die Fogelvreien sich nicht¸ durch behutsame Aufklärung die Unkenntnis oder gar Angst zu beseitigen. Sehr vorbildlich.
Eine etwas kleinere Bühne im Zentrum des Marktes war den ganzen Tag über mit Artisten und Gauklern gefüllt. Nach der frühen Eröffnung des Marktes durch Herold und Bürgermeister wurden einige Musiker und Handwerker geprüft¸ ob ihr Können dem Markt auch angemessen sei. So spielten die Musiker (Fiedel¸ Trommeln¸ Dudelsäcke¸ Flöten) vor¸ und das Badewasser des Badehauses wurde scherzhaft durch den unfreiwilligen Vorkoster (eine der Stadtwachen) auf Reinheit geprüft. Eine besondere Attraktion waren auch die patroulierenden hochgerüsteten Wachen und - mit Abstand voran: Der Hofnarr. Was sich da unter der Narrenkappe verbarg¸ zog göttliche Grimassen und suchte ständig neue Ziele für seine gelungenen Possen.
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