Schnutenbach: Das Chaos kommt auf leisen Sohlen...
2000-01
Schnutenbach: Das Chaos kommt auf leisen Sohlen...
| Name: Schnutenbach: Das Chaos kommt auf leisen Sohlen... Art: Dorfbeschreibung für Warhammer FRP Preis: 15 DM Kontakt:
|
Diese Rezension wurde mir erfreulicherweise von der Redaktion des E. zur Verfügung gestellt.
Deutsche Publikationen zu Warhammer RPG sind momentan seltener als ein Pinguin in der Wüste, dem Karotten auf dem Kopf wachsen. Allein deshalb ist Schnutenbach, das von Karl-Heinz Zapf geschrieben und dem Augsburger SpieleSpieler e.V. herausgebracht wurde, erwähnenswert. Wollen wir also mal schauen, was der Zapf da so verzapft hat (welch Wortspiel).
Der Band kommt uns in DinA4 und schwarz/weiß daher, mit einem zeichnerisch zwar nicht Maßstäbe sprengendem, aber atmosphärischem Cover. Gleich beim ersten Durchblättern fällt auf: Hier war wohl ein guter (sprich: gelernter) Layouter/Setzer am Werk - das kann sich wirklich sehen lassen! Auch die Innengrafiken wissen zu gefallen, wenn sie auch zum Schluss nur noch vereinzelt zu finden sind. Einen Minuspunkt allerdings dafür, dass mir das Heft nach zweimaligem Lesen fast auseinander fällt - die Klebebindung hält nicht das, was sie verspricht. Aber dafür gibt's ja TesaJ!
Die gesamte Publikation dreht sich um den kleinen Ort Schnutenbach, der auf der Grenzlinie des Empires und Kislev liegt und seinen Namen dem Fluss Schnute verdankt, der mitten durch die Ortschaft fließt. So idyllisch Schnutenbach nach außen auch wirken mag, denen, die länger hier verweilen, wird schnell klar, dass hier ein düsteres Geheimnis verborgen wird. Seit Jahren nämlich zeigen die Neugeborenen die Zeichen des Chaos; schon in der Wiege beginnen die kleinen Bälger zu mutieren.
Verständlich, dass der Ort dies nach Möglichkeit verschleiern will - denn Schnutenbach wäre sicher ein gefundenes Fressen für jeden Hexenjäger, und die fackeln bekanntlich nicht lange, sondern fackeln ab... und zwar mit Vorliebe kleine Ortschaften, in denen sie Böses vermuten. Aber wer weiß, vielleicht bieten die Helden ja ihre Hilfe an. Dann werden sie feststellen, dass die Wurzel des Übels mitten unter den nichtsahnenden Dorfbewohnern weilt...
Zusätzlich zu der ausführlichen Geschichte Schnutenbachs sind unzählige NSCs in allen Einzelheiten beschrieben, sowie Gebäude, umliegende Landschaft und einige kleine Vorfälle, die sich während eines Besuchs abspielen können. Alles in allem kann die Party hier so einige interessante Tage verleben.
Aber damit nicht genug: Auf dem Rest der insgesamt 78 Seiten warten fünf Kurzabenteuer, die auch außerhalb des Ortes statt finden. Sämtliche Abenteuer sollten an ein, zwei Abenden gelöst werden können und bieten sich auch an, um sie einfach woanders für "zwischendurch" einzuschieben - sie lassen sich nämlich mit ein bisschen Arbeit auch von Schnutenbach lösen. Alle Kurzabenteuer haben einen simplen, aber trotzdem (oder gerade deswegen?) ansprechenden Plot; nur das letzte, Das Dorf der Verdammten, scheint mir ein wenig zu sehr an Tod auf dem Reik aus der Kampagne Der Innere Feind angelehnt zu sein - zu viele Prallelen halten mich davon ab, momentan meine Gruppe damit zu beglücken. Ansonsten sind die Kurzabenteuer nicht "weltbewegend" für die Geschicke des Reichs, aber dafür um so entspannender für den Spielleiter und einfach zu meistern. Besonders hervorzuheben ist meiner Meinung nach Das Moor des Verderbens, eine spannende Detektivgeschichte, bei der die Helden so manches mal auf eine falsche Fährte gelockt werden.
Insgesamt erinnern alle Kurzabenteuer an alte D&D-Zeiten, denn vier der fünf Plots enden in einem Dungeon, Turm oder sonst wo "indoor", und es gilt, den obligatorischen "Endkampf" auszufechten. Aber das kann, verdammt noch mal, ja auch mal Spaß machen!Fazit:
Wer günstiges Spielmaterial für Warhammer sucht und die Schnauze voll hat von Politik, Adel und Plots, die meinen, sie müssen Weltgeschichte schreiben, liegt hier richtig. Schnutenbach bietet "bodenständiges" Material und simple, aber gerade deswegen spielbare Abenteuer. Und der Preis (DM 15) ist, gerade in Anbetracht einer Auflage von nur 100 Exemplaren, wirklich ein Geschenk, bei Sigmar.
www.Envoyer.de