Kill Doktor Lucky
2000-01
Im Jahr 1996 hat James Ernest in den USA mit seinen ersten Spielen den Spielemarkt umgekrempelt¸ naja¸ sagen wir zumindest seinen Fuß auf unerforschtes Teretorium gesetzt. Die damals gegründete Firma Cheapass Games (was nicht französisch ist¸ sondern auch mit "billiger Arsch" übersetzt werden kann) die heute 4 Köpfe beschäftigt¸ überraschte den Markt mit einer Kleinserie von billigen Kartenspielen¸ die zudem auch noch so abgefahren geschmacklose Dinge wie Zombies oder Morde zum Thema hatten.
Diese $6-Games kamen ziemlich gut an und mittlerweile hat Cheapass-Games schon 30 dieser Spiele auf dem Markt¸ die zudem auch regelmäßig auf irgendwelchen Award-Listen (z.B. Origin) zu finden sind. Auf dem deutschen Markt¸ hat sich jetzt der Truant-Verlag aufgemacht¸ diese Spiele auch uns - in deutscher Sprache - zugänglich zu machen.
Kill Doktor Lucky ist ein Spiel aus dieser Reihe - eigentlich das Spiel mit dem damals alles begonnen hat.
Das Spiel hat dank seines exotischen Gameplays und der noch eigenartigeren Thematik sogar den recht begehrten Origins Award gewonnen und zwar für die Rubrik des besten abstrakten Brettspiels im Jahr 1997.
Das Spiel erinnert ein wenig an Cluedo¸ nur müssen die Spieler diesmal nicht herausfinden wer den Mord beging¸ sondern selbst den Mord am verhaßten Dr. Lucky begehen. Das Spielbrett setzt sich aus 8 A5-großen Einzelteilen zusammen - die Villa des Dr. Lucky mit 19 Zimmern¸ diversen Fluren und Treppen.
Spielziel
Ziel des Spiels ist es¸ mit Dr. Lucky allein in einem Raum zu sein und von keinem anderen Mordlustigen aus einem Nachbarzimmer dabei beobachtet zu werden¸ wie man sein Mordinstrument an Dr. Lucky ausprobiert.
Dazu steuern die Spieler ihren eigenen Spielstein oder den der Dr. Lucky repräsentiert durch die Villa¸ indem sie Raum- ("Teleport") oder Bewegungskarten ("Schritte") ausspielen. Wird Dr. Lucky in einer Runde mal nicht bewegt¸ folgt er der Zimmernummerierung.
Mörderisch
Bei ihrem Weg durch die Villa erstöbern (durch einmal Aussetzen) die Mörder die ein oder andere Mordwaffe (eine neue Karte) und schließlich ergibt sich auch eine günstige Gelegenheit mit Dr. Lucky allein zu sein.
Jede Waffe hat eine Nummer aufgedruckt - begegnet man Dr. Lucky ohne Waffe¸ geht's auch per Hand (Wert 1). Manche Waffen haben in bestimmten Räumen einen höheren Wert¸ wie z.B. ein Seil in der Galerie (man lasse seiner Phantasie freien Lauf) oder der Schirmständer im Foyer.
Doch Dr. Lucky hat natürlich seinen Namen nicht umsonst. Bei einem Mordversuch können die Mitspieler versuchen¸ Dr. Lucky zu helfen (man will ihn ja schließlich lieber selbst ermorden!)¸ indem sie Fehlschlag-Karten mit Werten zwischen 1 und 3 ausspielen. Übersteigt der Fehlschlag-Wert den Wert der Mordwaffe¸ ist der Versuch gescheitert und Dr. Lucky kann entkommen.
Ansonsten besteht jede Spielrunde aus dem Ausspielen von Bewegungskarten (für sich oder Dr. Lucky) und versuchen/verhindern eines Mordversuchs ODER dem Durchsuchen eines Zimmers¸ wodurch man die eigene Kartenhand aufstockt. Damit das Spiel irgendwann mit dem Tod des Dr. endet¸ werden die Fehlschlagkarten nach Gebrauch aus dem Spiel herausgenommen¸ diee restlichen Karten aber bei Bedarf wieder in den Stapel gemischt.
Technisches:
Das Spiel wird in einer Box ausgeliefert - anders als in USA wo es in einer Plastiktüte über die Ladentheke geht. Pluspunkt. Läßt man die beiliegende Werbung weg¸ bleibt eine A4-Doppel-Seite mit der Anleitung und 8 A5-Pappen die den Bodenplan bilden. Dazu gibt es 98 schwarzweiße Spielkarten. Die Spielkarten sind sauber gedruckt und so beschichtet¸ daß eine leichte Bierlache und Chipsfett ihnen nicht allzuviel ausmachen sollte. Über manche Übersetzungen kann man leider nur den Kopf schütteln - statt sinngemä߸ wurde anscheinend ein wortwörtliches Pendant gesucht: so erscheinen "Roter Hammer" (wahrscheinlich eine Rote Feuerwehr-Axt) oder "Verdorbene Sahne" (Poisoned/Rotten Cream !?) auf den ersten Blick etwas überbewertet... Klang schon etwas seltsam/belustigend¸ als meine Mitspielerin mit der "verdorbenen Sahne" auf Dr. Lucky losging. Aber wir haben uns dadurch nur noch mehr amüsiert.
Fazit: Das Spielprinzip (d.h. Regeln) ist recht einfach. Das Spiel besitzt aber dennoch ziemlichen Tiefgang und enthält reichlich Einsatzraum für Strategen¸ der erst nach den ersten Spielen richtig zur Geltung kommt. Die eher geschmacklose Thematik sorgt dafür¸ daß sich der typische Irre (Rollenspieler) sofort heimisch fühlt. Dieses Spiel ist ein echtes Highlight - kein Wunder¸ daß Cheapass Games damit den Grundstein für seinen Erfolg legte... Ein vollwertiges Brettspiel zum kleinen Preis! ...Einziger Fehler an diesem Spiel: trotz aller Tricks gewinnt am Ende immer meine Freundin... |
Dogio the Witch |