Schnorrer¸ Penner¸ schraege Narren !
2000-01
Oops¸ es soll vorkommen¸ daß man Dingen denen man häufig begegnet gar nicht mehr die richtige Aufmerksamkeit zukommen läßt. So geschehen mit der Rezension dieser CD¸ der Klänge mich so manchen Abend und auf so mancher Autofahrt in den letzten Wochen begleitet haben. Und trotz dieser Präsenz¸ wartet die silberne Scheibe seitdem auf eine angemessene Bewertung.
| "Schnorrer¸ Penner¸ schräge Narren!" ist nicht die erste CD von den Streunern die den Weg zu mir gefunden hat. Bereits "Wein¸ Weib und Gesang" erregte meine Aufmersamkeit auf diese Band¸ die es schafft die Vergangenheit sowohl Vokal als auch Instrumental in der Gegenwart neu zu beleben. Auch mit "Schnorrer¸ Penner¸ schräge Narren!" gelingt es der Band wieder¸ ein breites Spektrum an Nuancen abzudecken. Die Lieder sind allesamt mittelalterlich inspiriert und mit vollen Stimmen und gut gespielten Instrumenten umgesetzt. |
Die Titel im Einzelnen:
- Der Schlemmer
Flottes Lied¸ Gitarre¸ Fiedel¸ Gesang. Interessante Melange aus Einzel- und Gruppengesang. - Die Hexe
Geschichte zwischen den Ausführungen einer jungen Hexe¸ bzw. Frau und einem 'Verzauberten'. Sehr melodisch. Gitarre¸ Fiedel und Maultrommel. - Unter den Toren
Spottlied über Diebesvolk und des Nachts fröstelne Ordnungskräfte. Gitarre¸ Fiedel und Maultrommel. - Der Bauer aus dem Odenwald
Erotisch angehauchte Geschichte über einen Bauern¸ seine hübsche Frau und die noch hübschere Dienstmagd. Gitarre. - Die Lindenwirtin
Schöne Melodie¸ eher kräftiger Männergesang¸ teils mit weiblicher Ergänzung. Dominierende Gitarre und dezente Schellen. Geschichte über leere Mägen¸ leere Geldbeutel und die Kunst des Pfändens. - Coleraine Jig
Instrumental. Dominante Fiedel mit Gitarrenbegleitung. - Lumpen
Chor mit dominater rauher Männerstimme. Derbe Geschichte über die gottfernen Ansichten eines zum Tode verurteilten. Dominante Fiedel und Gitarre. - Die Räuber
Ziemlich schnelles Lied. Fiedel¸ Flöte und Gitarre. Schelmisch-derbe Männerstimme¸ Solo im Wechsel mit Gruppe. - Schnorrer¸ Penner¸ Schräge Narren
Vermittelt irgendwie die Eindruck einer verrauchten Kaschemme. Man kann den vernarbten Sänger mit Augenklappe und Piratentuch fast schon vor sich wirbeln sehen. Eher langsames Gitarrenspiel¸ dominante rauchige Männerstimme im Wechsel mit gemischtem Chor. Zum Ende steigendes Tempo. - Martinsgans
Kanon. Recht kurz. - Chevalier de la table Ronde
Sehr beschwingtes fröhliches Lied. Fiedel¸ Gitarren¸ Schellen. Sehr volle Stimmen. Aber irgendwie sehr französisch. *g* - Das Kleine Lied der Völker
Im Gegensatz zum Titel eher ein lustiges Lied. Aneinanderreihung lustiger Verse¸ die durch kräftigen Refrain getrennt werden. Gitarre. - Söldnerschwein
DAS Lied für alle¸ die gerne Söldner spielen. "Was kann schöl;ner sein¸ als ein Söldnerschwein zu sein?" Trommel¸ Gitarre¸ Fiedel und derbe Männerstimmen. - Pater Gabriel
Deftige Weise über einen lüsternen Pater¸ der die erste Beichte der jungen Anna gleich mit einer Entjungferung verbindet. Schönes Spiel mit Anspielungen. Dominante Fiedel und Gitarre. - Aber nein¸ Aber nein
Über das für und wider der holden Weiblichkeit aus der Sicht eines Junggesellen. Gitarre und melodische Männerstimme. Fast schon etwas melancholisch.
Fazit:
"Schnorrer¸ Penner¸ schräge Narren!" ist erneut eine gut gelungene Mischung aus sehr melodischen und auch mal schelmischen oder rauchigen und rüpelhaften Liedern. Die meisten laden zum Mitsingen geradezu ein¸ der Fuß wird bei entsprechenden Naturen eh kaum stillhalten.
Insgesamt gefällt mir die neue CD genausogut wie ihr Vorgänger - vielleicht sogar noch besser¸ weil die Lieder ausgeglichener und besser anrrangiert erscheinen.
Für jeden Liebhaber mittelalterlich angehauchter Musik nur zu empfehlen!
Dogio the Witch |