Neulich beim Rollenspiel
1994-11
Neulich beim Rollenspiel ein Abenteuervorschlag etwas anderer Art von Michael Rettelbach
Kurz die Voraussetzungen¸ die zu diesem Abenteuer geführt haben:
ok¸ wir sind auf die Idee gekommen (in Anlehnung an ein Erlebnis¸ das ich auf den Erlanger Spielertagen hatte)¸ die anderen kräftig reinzulegen. Es ist folgendes dabei herausgekommen:Ich war längere Zeit am Stück Spielleiter in dieser Gruppe¸ hatte aber erstmal keine Lust mehr¸ und vor allem auf die Schnelle nichts auf Lager. Meine Frau (Martina) hätte schon Lust gehabt¸ es wäre aber ihr erstes Abenteuer gewesen (als erstes Abenteuer leitet man am besten ein selbstgemachtes¸ weil man da nicht alle Zusammenhänge lernen mu߸ sondern intuitiv weiß - so jedenfalls meine Meinung) Es waren noch 3 Stunden bis die Leute zum Spielen gekommen sind.
Meine neue Figur (Nimaminon¸ Sp als ?? getarnt) stößt in einer Kneipe auf die Gruppe¸ und bringt einen Auftrag mit:
Einem Weisheitsorden einige Tagesreisen weiter wurde ein wichtiges Artefakt gestohlen. Es soll in einem Kloster sein¸ das von einem schwarzen Orden bewohnt wird¸ das Kloster befindet sich einige Tagesreisen weit im Dschungel. Der Weisheitsorden will das Ding wieder zurück haben¸ können es aber nicht selber machen¸ da ihre magische Ausstrahlung sie verraten würde. bla bla ...Für alle war es das langweilige Standardabenteuer¸ gähn¸ jeder war froh¸ daß überhaupt einer sich erbarmt hatte zu leiten¸ und außerdem war es ja Martinas erstes Abenteuer¸ so daß man ihr einiges verzeihen konnte. ...
Man ist also losgegangen und hat sich nach beiden Orden erkundigt¸ und festgestellt¸ daß sie existieren¸ vom genauen Standort des schwarzen Klosters hatte man aber nichts erfahren. Aber da hatte ja Nimaminon eine ungefähre Beschreibung seiner Auftraggeber. Insbesondere konnte keiner direkt bei dem Weisheitsorden Nachfragen¸ da er zu weit entfernt war.
So ist man also gemeinsam in den Dschungel gezogen um das Artefakt zu finden.
Die wahre Geschichte:
Der Auftrag war von Nimaminon nur erfunden. In Wirklichkeit war er mal Novize im schwarzen Orden¸ ist aber wegen Unfähigkeit rausgeschmissen worden (bzw. hat sich rechtzeitig verpißt). Um sich für die schlechte Behandlung beim Orden zu rächen und um eine finanzielle Grundlage für ein neues Leben anderswo zu haben¸ hat er beschlossen¸ ein Artefakt aus dem schwarzen Tempel zu stehlen. Dafür brauchte er die Abenteurergruppe. N. hatte natürlich gute Ortskenntnisse dort¸ die er so weit wie möglich verbergen mußte.
Die Gruppe hatte einige Chancen den Betrug zu merken.
Trotz jeden Verdachtes haben die anderen noch weiter mitgemacht¸ so daß Nimaminon bei der entscheidenden Falle des Ordens (wenn man das Artefakt anfaßt¸ dann klappt der Boden des Tempels nach unten und die Türe verschließt sich) VOR der Türe Schmiere stand (er hat bei einem seiner "Kumpels" im rechten Moment auch noch mit einem kleinen Schubs nachgeholfen¸ damit wirklich ALLE in die Falle gehen). Das Artefakt verschwindet mit auslösen der Falle und erscheint in einem Nebenraum des Tempels¸ der von außen zugänglich ist. Nimaminon wußte als ehemaliges Mitglied des Ordens davon und mußte das Artefakt nur noch aufsammeln und schnellstens abhauen.Die Ortskenntnisse kurz vor dem Tempel ist man auf andere Novizen gestoßen. N. hat natürlich darauf plädiert diese sofort und möglichst lautlos plattzumachen (damit sie ihn nicht erkennen). Das ist einigen bereits verdächtig vorgekommen. Nachdem sich dann alle dazu überreden ließen zuzuschlagen¸ ging es doch nicht so schnell¸ wie eigentlich nötig gewesen wäre¸ so daß die Novizen noch etwas von "Verräter" rufen konnten. Bei diesem und einem weiteren Kampf haben sich die Gegner in erster Linie auf N. konzentriert.
Das Ende: Der Orden hätte hier alle plattmachen können (sollen)¸ aber das wollten wir nicht. Also sind sie mit einem Geas ausgerüstet auf den Weg geschickt worden¸ um Nimaminon zu finden. In diesem Moment war ich dann schon Co-Spielleiter¸ da ja sowieso jeder wußte¸ daß alles abgemachte Sache war.
Am zweiten Abend¸ an dem das Abenteuer zu Ende gespielt wurde¸ konnte ich dann leider nicht mehr dabeisein. So wurde N. irgendwann gestellt und unter Vorsichtsmaßnahmen an die schwarzen Priester übergeben. Er hat es nicht überlebt.
Man hätte hier noch mehr daraus machen können. Immerhin waren einige der Spielfiguren eher weiß eingestellt¸ hatten aber das schwarze Geas. Nimaminon hatte also eigentlich auch in ihrem Sinne gehandelt¸ dem Bösen Schaden zuzufügen. Aber was soll's. Die Gesichter der anderen Spieler in dem Moment als der Betrug aufflog waren wirklich Gold wert. Ich werde es mit einer anderen Figur nicht leicht haben¸ in dieser Gruppe wieder mitzuspielen. So ganz freimachen von dem Gedanken "der hat uns schon mal übers Ohr gehauhen" kann man sich als Spieler eben doch nicht.
Viel Spaß ...
Michael Rettelbach |