Endymion: Pforten der Zeit
Aus der Amazon.de-Redaktion: Rund 250 Jahre nach dem 'Sturz von Hyperion' hat sich die menschliche Gesellschaft radikal verändert: durch den Wegfall des Farcasternetzes und die dadurch ausgelösten Katastrophen erstarkte die jahrhundertelang in der Versenkung verschwundene katholische Kirche. Gleichzeitig Religion¸ Regierung und Militär bildet der 'Pax' auf den meisten Planeten die alleinige Machtinstanz¸ denn nur die Kirche besitzt das Geheimnis der Unsterblichkeit -- die Kruziform. Ein Großteil der Menschheit hat diese 'Gabe Gottes' bereits angenommen und sich so der Kirche ausgeliefert. Nicht so Raul Endymion¸ der rückblickend von seinen Erlebnissen erzählt: Zusammen mit dem Androiden A. Bettik beschützt er die zwölfjährige Aenea vor den Häschern des Pax¸ die in ihr eine Bedrohung für das gesamte System sehen -- als 'Diejenige Die Lehrt' soll sie der Prophezeiung nach in die Geschichte eingehen¸ dem Pax und den Resten des TechnoCore ein Ende bereiten. So ist es nicht verwunderlich¸ dass die Kirche sie mit allen Mitteln in ihre Gewalt bringen will; anfangs noch im Weltall verlagert sich die Jagd schnell an die Ufer des legendären Flusses Tethys¸ dessen Farcaster sich für Aenea und ihre Freunde aktivieren und sie so von einer Welt zur nächsten bringt. Urteil: Simmons kann nicht ganz an die Qualität der Vorgängerbände anschließen¸ was zum einen an der Story¸ zum anderen aber auch an seinem Stil liegt. Vor allem die banale Art und Weise¸ wie der Autor die wenigen Auftritte des Shrike und seines Gegenspielers schildert¸ macht keinen sehr guten Eindruck. Der häufige Perspektivenwechsel zwischen Jäger und Gejagten hat zwar genauso seinen Reiz wie die Idee der 'Auferstehungschristen'¸ doch mit dem Wissen¸ dass unserem Protagonisten ja ohnehin nichts passieren kann¸ wird die Reise über den Tethys gegen Ende hin zu einem Geduldspiel (erinnert in diesem Punkt leicht an Tad Williams' 'Otherland'). Das abrupte Ende kennt man ja schon von 'Hyperion'¸ aber ein paar offene Fragen mehr hätten ruhig geklärt werden können -- dem kontinuierlichen Spannungsaufbau folgt ein ernüchternd ruhiges Ende¸ das zumindest bei mir keinen besonders starken Drang erweckte¸ gleich mit dem Abschlussband des Cantos ('Endymion: Die Auferstehung') weiterzumachen. Ein Einstieg in den Zyklus ist mit dem vorliegenden Buch ohne Probleme möglich¸ die ersten beiden Bände sind aber bedeutend besser und lassen kaum zu wünschen übrig. --Oliver Faulhaber